Endlich wieder mal ein Roadtrip, wenn auch nur ein ganz kleiner. In der Zeitung habe ich von einer Open-Air-Ausstellung am Staffelsee gelesen. Momentan die einzig geöffnete Ausstellung in Deutschland. Eine perfekte Idee in Zeiten von Corona! Innerlich triumphiere ich: Jetzt haben wir einen Grund trotz Ausgangsbeschränkung das Haus zu verlassen.
Es ist kein langer Roadtrip und nur ein Tagesausflug, doch mittlerweile kommen wir uns in unserer Zwei-Zimmer-Wohnung mit zwei aufgeweckten Jungs etwas eingeschränkt vor.
Seit Wochen haben wir unsere Fahrzeuge nicht bewegt und das macht mich ganz hibbelig. Denn wir wissen nicht einmal mehr, ob unser Oldtimer noch anspringt. Bedingt durch die erlassene Ausgangsbeschränkung in Bayern brauchst du einen triftigen Grund, um ins Auto steigen zu dürfen (Arbeit, Arzt etc.). Und Motorrad fahren wird selbst mit Grund nicht wirklich toleriert.
Aber sobald der Blazer auf allen acht Zylindern tuckert, grinsen wir vier und der Ärger ist wie weggeblasen. Wir genießen es sehr mal wieder aus München raus zu kommen. Nieselregen und Corona zum Trotz!
Gemütlich geht es über Landstraßen Richtung Berge und sofort stellt sich ein bisschen Urlaubsfeeling ein. Die Straßen sind angenehm leer. Wir quatschen, genießen die Landschaft und finden Bayern doch ganz schön. Nach einer Stunde erreichen wir die Halbinsel Burg, direkt am Staffelsee.
Ausstellung Wellenlicht im und am Staffelsee
Die Ausstellung Wellenlicht vom Murnauer Fotograf Christian Kolb umfasst über 30 Bilder, die zum Teil im Wasser oder am Wasser hängen. Normalerweise stellt er seine Bilder in der Galerie Kistenblick in Murnau aus. Doch Ende Januar kommt ihm die Idee, dass sie doch eigentlich viel besser dort zur Geltung kommen, wo er seine Motive auch gefunden hat: Am Staffelsee. Trotz Corona macht er mit seinen Vorbereitungen weiter und am 28. März wird die Ausstellung dann eröffnet. So sind sie aktuell beim Campingplatz auf der Halbinsel Burg zu bewundern.
Der Wind hat einige Schnüre verheddert oder auch Bilder umgekippt, aber umso besser scheinen sie sich in die Landschaft einzufügen. Motive, die teilweise eher kitschig und zu perfekt wirken, kommen nun etwas bewegter daher. Je nach Wetterlage bilden die Bilder ein Kontrast zur Natur oder fügen sich nahtlos ein. Mit all den verschiedenen Licht- und Schattenspielen. So gibt es viel zu entdecken und es gilt genau hinzuschauen. Für die Jungs ist es wie eine kleine Schatzsuche und ich habe sie schon lange nicht mehr so entspannt erlebt.
Einsamer Spaziergang im Nieselregen
Nach der Ausstellung genehmigen wir uns ein ausgesprochen leckeres Picknick auf den Holzbänken: Selbstgebackene Rhabarberwähe mit Kaffee und Tee für die Kids.
Gestärkt geht es weiter zu einem kleinen Spaziergang um den Staffelsee. Keine Menschenseele ist unterwegs, das müssen wir ausnützen. Die Landschaft ohne Menschen wirkt schon fast gespenstisch und gleichzeitig einfach herrlich beruhigend. Selten habe ich einen grauen Regenspaziergang so genießen können.
Vielleicht schaffen wir es ja trotz der vielen negativen Aspekte, der Corona-Krise noch den ein oder anderen positiven Aspekt abzuringen. Wieder alltägliche Dinge besser wertschätzen zu können wie einen Spaziergang mit der Familie.