Zur Luftveränderung eine Woche nach Lanzarote

Ziemlich genau vor sechs Jahren sind wir alle sehr im Arbeitsstress und unser damals einjähriger Sohn hat eine hartnäckige Bronchitis. Alles Inhalieren hilft nichts und ich sehe nur noch einen Ausweg: Luftveränderung!
Kurz entschlossen buche ich im März 2014 Flüge nach Lanzarote. Mich zieht es auf die Insel, auf der ich bereits viele tolle Urlaube als Kind verlebt habe und auf der Freunde meiner Eltern leben. Sonne, Wind und Meer werden uns sicherlich gut tun. Denn auf der östlichsten Kanarischen Insel, die zugleich am nächsten am afrikanischen Kontinent liegt, regnet es fast nie und die Durchschnittstemperatur beträgt das Jahr über 21 Grad Celsius. Somit ist gutes Wetter garantiert.
Damals konnte ich noch nicht ahnen, dass es der Startschuss für zahlreiche tolle Familienurlaube auf den Kanarischen Inseln sein sollte.

Wie schon in meinem kürzlich veröffentlichten Reisebericht wohnen wir bei Bekannten in der Nähe von Tahíche. In einem alten ausrangierten Wohnwagen mit zusätzlicher Küche und Essbereich draußen.
Ich liebe diese Abgeschiedenheit hier draußen auf den Feldern, ohne direkte Nachbarn.

Feuerberge und Dromedare

Eine Woche auf Lanzarote vergeht viel zu schnell. Trotzdem darf ein Ausflug in den Nationalpark Timanfaya, besser bekannt als die Feuerberge, nicht fehlen und ist ein absolutes Muss. Lanzarote ist zu drei Vierteln mit Lava bedeckt und der Vulkanismus ist unweigerlich mit der Insel verbunden. Das 1974 zum Nationalpark erklärte Gebiet im Südwesten der Insel ist über 50 km² groß und sehr eindrucksvoll. Wer sich näher für diesen Teil Lanzarotes interessiert, kann sich gerne meinen Urlaubsbericht vom Dezember 2018 durchlesen.

Als Kind habe ich es geliebt mich von den großen Dromedaren hin und her schaukeln zu lassen, wenn sie gemütlich durch die Feuerberge ziehen. Deshalb will ich diese Aktion unserem Sohn natürlich nicht vorenthalten.

Mittagessen in El Golfo

Nach dem Ausflug in die Feuerberge bietet sich ein Mittagessen im kleinen Dörfchen Casas de El Golfo an. Meist wird das Fischerdorf nur El Golfo genannt, doch streng genommen ist damit der grüne Kratersee gemeint.
Im Dorf gibt es zahlreiche gute Lokale, die frischen Fisch und typisch kanarische Kost zu fairen Preisen anbieten. Top: Solange wir auf das bestellte Essen warten, kann der Nachwuchs in Ruhe am Strand spielen.

Am Ortseingang gibt es einen Parkplatz von dem man in fünf Minuten zu den Überresten des Vulkankraters El Golfo gelangt. Zahlreiche Touristen pilgern hier hin, da die Farbe schon sehr ungewöhnlich ist.

Das Weinbaugebiet La Geria

In der Inselmitte San Bartolomé beginnt das Weinbaugebiet La Geria, das mindestens ebenso bekannt für seine landschaftliche Schönheit ist. Die Weinstraße führt knapp 20 Kilometer durch Masdache bis nach Uga. Zahlreiche Bodegas unterschiedlicher Größe liegen am Wegesrand, unter anderem die neuere Bodega Stratvs, die als modernste Weinkellerei Europas gilt.

Wasser als knappes und kostbares Gut

Weinbau auf einer trockenen Kanarischen Insel? Das milde Klima Lanzarotes ist natürlich prädestiniert für landwirtschaftlichen Gemüseanbau. Doch die Wasserknappheit auf der Insel macht die Sache etwas kompliziert. Es gibt keine Grundwasservorkommen und nur geringe Niederschläge auf Lanzarote. Deshalb ist Wasser auf der Insel schon immer sehr kostbar. In den 1970er Jahren, als der Tourismus anfing zu boomen, musste eine Lösung gefunden werden große Mengen an Süßwasser bereit zu stellen. 1965 wurde dann die erste Entsalzungsanlage der Insel gebaut, die zwischenzeitlich immer weiter vergrößert werden musste. Große Turbinen werden mit Schweröl betrieben und entsalzen das Meerwasser. Ökologisch sehr fragwürdig, da das Schweröl auch erst aus Gran Canaria importiert werden muss. Außerdem hat dieser Aufwand natürlich seinen Preis. Und dieser hohe Preis erklärt auch warum dieses Wasser nicht zur Bewässerung der Felder genutzt wird.

Somit nicht weiter verwunderlich, dass nur zwei Güter exportiert werden und den mühevollen Anbau lohnen: Wein und Zwiebeln. Seit Lanzarote ein begehrtes Urlaubsziel ist, erlebt der Weinbau eine Renaissance und lohnt die Mühe. Günstiger sind die inseleigenen Weine jedoch nicht. Sie kosten mindestens soviel wie die importierten Tropfen. Allerdings ist diese Tatsache nicht weiter verwunderlich, bedenkt man den Aufwand der Herstellung. Ich finde sie schmecken vorzüglich und auch international haben sie sich inzwischen einen Namen gemacht. Ein perfektes Souvenir für die Daheimgebliebenen!
Zwiebeln werden auf das spanische Festland oder auch nach Deutschland exportiert. Tomaten, Kartoffeln, Mais und Melonen werden dagegen nur zum eigenen Verzehr angebaut.

Roadtrip durch ein Naturkunstwerk

Mühsame Handarbeit ist der Weinbau auf Lanzarote. Kaum vorstellbar, dass die Reben hier in der trockenen, aber sehr fruchtbaren Vulkanerde gedeihen können. Doch die Vulkanasche hilft dabei: Sie speichert die Feuchtigkeit perfekt und schützt den Boden vorm Austrocknen. Damit der Wind nicht ganz so schutzlos über die kleinen Weinstöcke peitscht, werden Vertiefungen angelegt und Halbkreise aus Lavasteinen aufgeschichtet. Diese schwarzen Trichter bestimmen das Aussehen des Weinbaugebiets La Geria und lassen die Lavafelder zu einem Naturkunstwerk werden.

Zahlreiche Sonnenterrassen der Bodegas laden zu einer kleinen Pause und Weinverköstigung ein. Natürlich in Begleitung vorzüglicher kanarischen Spezialitäten.

Die Jameos del Agua von César Manrique

Das achte Weltwunder nannte Rita Hayworth einmal die Jameos del Agua und wahrlich kann man sich der geheimnisvollen Schönheit des Ortes kaum entziehen. Egal, ob bei Nacht oder Tag. Es ist ein unterirdisches Vulkangewölbe, eine riesige Grotte mit einem natürlichen Lagunensee, einem Restaurant und einer Bar. Auch der oberirdisch angelegte, weiß getünchte Pool begeistert. Dahinter liegt noch ein Auditorium, das Platz für Konzerte mit bis zu 600 Leuten bietet. Die Jameos del Agua wurden 1968 angelegt und gelten als César Manriques erstes großes Kunstwerk auf seiner Heimatinsel Lanzarote.

Führt man den kleinen Rundgang fort und steigt eine Treppe weiter hinauf zu einem Gebäude, findet man darin allerlei Interessantes zum Thema Vulkanismus. Diese Idee der Casa de los Volcanes geht auf den Künstler Jesús Soto zurück und verdeutlicht die Tatsache, dass es neben Manrique auch andere visionäre Künstler auf Lanzarote gab. Die Kontroverse warum fast ausschließlich Manrique an Einfluss und Prominenz gewonnen hat, reißt bis heute nicht ab.

Im Innern des Hauses gibt es aber auch lustige Installationen wie diesen Spiegel. Der Blick von der Terrasse reicht bis zum nahen Meer und es ist mal wieder kein Wölkchen am Himmel zu erkennen.

Eine Woche auf Lanzarote bedeutet viel baden

Fährt man die Küstenstraße von den Jameos del Agua weiter Richtung Norden nach Órzola kommt man an kleinen, geschützten Badebuchten vorbei. Diese sind nicht sonderlich bekannt, eignen sich aber perfekt für das Baden mit Kleinkindern. Keine hohen Wellen, hunderte Meter flaches Meerwasser auf schönem Sand und Lavamauern schützen beim Sonnenbaden vor dem Wind.
Natürlich gibt es auch an der Costa Teguise oder anderen touristischen Zentren geschützte Buchten, doch abseits der Massen fühle ich mich immer wohler.

Wer keine kleinen Kinder im Schlepptau hat oder auch gerne Surfen geht, sollte sich den tollen Strand von Famara nicht entgehen lassen!

Fazit

Zur Luftveränderung für eine Woche nach Lanzarote zu fliegen ist eine grandiose Idee. Der Husten unseres Sohnes war wie weggeblasen; das hatten alle Medikamente und das wochenlange Inhalieren in München nicht geschafft.
Trotzdem noch eine kleine Randnotiz zum Klima: Es ist ein Reizklima, an das man sich gewöhnen muss. Insbesondere der starke, böige Wind macht kleinen Kindern sehr zu schaffen. Dafür verschafft das Klima bei Erkältungen und Neurodermitis schnelle Linderung.
Abgesehen davon hat die Insel auch noch nach Jahrzehnten einen enormen Charme und es gilt die karge Schönheit der Insel für sich zu entdecken.

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