Nachdem wir letztes Jahr erst Ende Oktober aus Kanada zurück kamen, feierten wir Weihnachten zuhause und flogen das erste Mal seit fünf Jahren im Winter nicht in den Süden. Und prompt bekamen wir die Quittung: Langwieriger Husten bei den Kindern und auch mein Mann und ich waren den letzten Winter über ständig angeschlagen. Deshalb hieß die Devise dieses Jahr: Viel Sonne auf der Kanarischen Insel Lanzarote genießen!
Zelten im Winter nicht möglich
Wir buchten Flüge nach Lanzarote und mieteten uns notgedrungen in einem kleinen Häuschen ein, da es leider keinen Campingplatz auf Lanzarote gibt, der im Winter geöffnet hat. Seit den Campingurlauben auf El Hierro zieht es uns eher in die Berge und so suchten wir auf Lanzarote eine Bleibe im Nordwesten der Insel. Schließlich fand ich eine bezahlbare Unterkunft mit Terrasse und kleinem Garten in Máguez, dem Nachbarort von Haría, welches im Tal der 1000 Palmen liegt. Glücklicherweise hatte es bereits im Oktober viel geregnet und die Natur war angenehm grün. Im Dezember dagegen war es ausgesprochen sonnig und wir litten keinesfalls darunter im regenreichsten Gebiet der Insel zu wohnen.
Neue Traumstrände entdeckt
Für mich war es bereits der achte Aufenthalt auf der viertgrößten (oder viertkleinsten) kanarischen Insel. So dachte ich, dass mich diesmal auch nichts mehr überraschen würde. Doch weit gefehlt: wir entdeckten einen tollen Sandstrand westlich von dem kleinen Fischerdörfchen Órzola. Eine unauffällige Schotterstraße zweigt im Ort Richtung Felsen ab und direkt neben diesen Klippen liegt der Traumstrand. Eine Mütze und Sonnenbrille sollte man für die Kids immer dabei haben, da es, wie für Lanzarote typisch, sehr windig sein kann.
An diesem Strand fährt man auch vorbei, wenn man die Fähre zur kleinen Nachbarinsel La Graciosa nimmt.
Nicht verpassen: La Graciosa
Kein günstiges Vergnügen (Hin- und Rückfahrt für Erwachsene 20€, Kinder ab drei Jahren 11€), doch dafür wird man mit Ruhe und fast leeren Traumstränden belohnt. Am besten die erste Fähre um acht Uhr morgens nehmen, damit genügend Zeit für die kleine Wanderung über die Insel bleibt. Außerdem ist es eine gute Möglichkeit das geschäftige Treiben im Hafen zu beobachten. Bewohner von La Graciosa, die auf Lanzarote arbeiten, kommen gerade mit dem Schiff an, frischer Fisch wird auf Lastwägen umgeladen und man trinkt noch schnell einen Cortado oder Americano in der Bar.
Als wir nach der kurzen Überfahrt in Caleta del Sebo ankommen, entscheiden wir uns dafür die gut fünf Kilometer zu Fuß zur Playa de las Conchas auf der anderen Seite der Insel zu gehen. Wir wollen uns nicht in die Geländewagen setzen, die faule Touristen dort hinbringen und lieber das Geld sparen. Fahrräder ausleihen wäre eine gute Lösung, allerdings gibt es keine Kinderfahrräder zu leihen und die normalen Fahrräder beziehungsweise E-Bikes haben keinen Gepäckträger. Je nach Alter der Kinder sollte man für die Strecke eine gute Stunde Gehzeit einplanen. Die Sonne kann ganz schön brennen und ausreichend Sonnenschutz sowie genügend Wasser sind unabdingbar (unterwegs kann nichts gekauft werden).
Kulturprogramm und César Manrique
Im Kakteengarten erwarben wir zwei Bonuskarten für sechs Zentren (Erwachsene zahlen 35€, Kinder bis einschließlich sechs Jahre sind kostenlos). Mit diesen Karten, die 14 Tage gültig sind, ist der Eintritt für sechs bekannte Touristenattraktionen abgegolten. Der Kakteengarten (Jardín de Cactus), die Jameos del Agua, die Höhle Cueva de los Verdes, der Aussichtspunkt Mirador del Río, die Feuerberge (Timanfaya) und das Internationale Museum für Zeitgenössische Kunst MIAC können damit besucht werden. Meiner Meinung nach lohnen sich alle diese Sehenswürdigkeiten und sind auch gut mit Kindern machbar.
Hier sei noch kurz erwähnt, dass wir diesmal die Fundación César Manrique bei Taro de Tahíche sowie sein Landhaus in Haría nicht besuchten. Wer sich für seine Werke und Wohnhäuser interessiert, kann sich gerne meine Urlaubsberichte von 2014 durchlesen.
Nach Besuch des Kakteengartens, ein Werk das auch von dem bekannten Künstler César Manrique gestaltet wurde, machten wir einen Abstecher nach Mala und zum Charco del Palo; dem einzigen offiziellen Nacktbadestrand der Insel. Bevor wir überhaupt den Strand sahen, kam uns schon ein nackter Jogger entgegen und ein anderer Mann brachte seinen Müll nackt raus. Das war für meinen Geschmack doch etwas übertrieben und wir nahmen schnell Reißaus.
Nichts für schwache Nerven: Parque de las Pardelas
Ziel war der Parque de las Pardelas in der Nähe von Órzola. Vor vier Jahren konnte unser ältester Sohn hier auf einem Esel reiten und unser Jüngster fieberte diesem Event schon entgegen. Neben Tiere füttern, kann man hier selbst gut picknicken und die Kinder auf dem Spielplatz toben lassen. Es gibt auch ein kleines Restaurant in dem man gut und günstig essen kann.
Als wir dort ankamen, erfuhren wir leider, dass der Esel zum Reiten inzwischen zu alt sei. Hasen hatten sie auch nicht mehr und insgesamt wirkte der Park etwas vernachlässigt. Doch die übrigen Tiere hielten uns ganz schön auf Trab. Das Schwein lief frei herum und verfolgte die Kinder. Ebenso eine Ziege, die aus ihrem Gehege über den Zaun springen konnte und mir in den Pulli biss, weil ich ihr nicht schnell genug Futter gab. Und unser Jüngster wurde absurderweise von einem Pony gebissen. (Beim Futterkauf wurden wir nur vor den großen Pferden gewarnt, die wohl gerne mal in die Finger zwicken.) So wurde der Vormittag doch noch recht aufregend.
Feuerberge und Dromedare
Um das verpasste Reiterlebnis nachzuholen ging es am nächsten Tag früh in die Feuerberge. Wer den Besuchermassen entgehen möchte, sollte bereits um 9 Uhr dort sein. Um diese Zeit sind die Reisebusparkplätze noch leer und ohne Warten kann mit der Bustour durch die Feuerberge begonnen werden. Neben Ansagen in spanischer und englischer Sprache gibt es mittlerweile auch Auskunft in deutscher Sprache. Die Untermalung mit theatralischer Musik ist geblieben, jedoch einiges leiser als vor vier Jahren noch – sehr angenehm für die Kinder.
Danach ging es wieder im eigenen Auto auf der Hauptstraße weiter bevor man rechts abzweigt und die liegenden Dromedare erblickt. Jeden Tag werden sie von Uga aus durch die Berge hierher geführt. Wir bekamen ein besonders großes und starkes Dromedar zugewiesen und durften alle vier auf einem reiten. Das war ein großer Spaß und es schaukelte ganz schön. Unser Dromedar war das letzte der Karawane, hatte es aber anscheinend besonders eilig. Immer wieder wollte es links oder rechts überholen. Die Kids lachten sich halb kaputt, weil das Pärchen vor uns sich jedes Mal sehr erschreckt hat.
Unsere Tagestour führte uns dann noch weiter zu den Salinas de Janubio, Los Hervideros und nach El Golfo. Dort bestaunten wir den grünen See und die tolle Küste nachdem wir uns den Bauch mit einer leckeren Paella vollgestopft hatten.
Toll für Kinder: Piratenmuseum
Zum Piratenmuseum im Castillo de Santa Bárbara kamen wir eher zufällig. Auf der Fahrt durch Teguise, der früheren Hauptstadt der Insel, sah unser älterer Sohn ein Werbeplakat mit Piraten darauf. Als klar war, dass es hier ein Piratenmuseum gibt, mussten wir unbedingt dahin.
Nach dem obligatorischen Besuch des Sonntagsmarkts in Teguise fuhren wir also die Anhöhe zur Festung rauf und waren von dem herrlichen Rundblick über die halbe Insel angenehm überrascht. Auch das Museum selbst überzeugte uns. Allerdings gab es auch viele Filme, mit denen kleine Kinder natürlich noch nichts anfangen können. Aber Flaggen, Modelle und ausgestellte Waffen waren dafür umso interessanter.
Spektakuläre Aussichtspunkte
Einen tollen Blick auf die Küste und das Feriendomizil Playa Blanca hat man von Femés. Fährt man von Uga aus nicht die ausgebaute Schnellstraße, sondern die kleine Landstraße Richtung Playa Blanca erreicht man Femés auf halben Weg. In der Dorfmitte steht eine kleine weiße Kirche, die Ermita de San Marcial de Rubicón, die als ältestes Gotteshaus der Insel gilt. Daneben gibt es eine leckere Tapasbar und einen großen Platz; perfekt für die Kids zum Toben. Bei klarem Himmel reicht die Sicht bis zur Nachbarinsel Fuerteventura.
Eine andere schöne Kirche steht einsam im Nordwesten der Insel, unweit des Mirador de Haría. Von weitem wunderten wir uns wer wohl in diesem großen Landhaus wohnt und erkannten erst beim Näherkommen die Ermita de las Nieves. Hier oben ist es wundersam still, wenn man die Windgeräusche mal ausklammert, und man hat einen super Blick auf die Playa de Famara.
Und hier der Blick von unten auf den Strand. Definitiv ein guter Strand um zu Surfen. Zahlreiche Surfschulen bieten deshalb in La Caleta Kurse an und in den Bars und Cafés im Örtchen trifft sich die Surferszene.
Aber auch schon der Blick von unserer Terrasse auf die Berge war einfach nur wunderschön.
Der Ort der Unterkunft in den malerischen Bergen versöhnte mich auch mit einem Haus an sich. Natürlich vermisste ich meinen Schlafsack und die Hausarbeit nervte ein bisschen, aber der Ort war es allemal wert herzukommen.
Kurz vor dem Jahreswechsel und pünktlich zum ersten Schneefall landeten wir wieder in München. Ausgeruht und voller Energie konnten wir uns sogleich in das Wintervergnügen stürzen.
Fazit
Lanzarote begeistert oft erst beim zweiten oder dritten Besuch. Wenn man sich auf die windumtoste Insel einlässt überzeugt sie mit vielen spannenden Ecken und Entdeckungen. Die doch etwas karge Landschaft hat ihren ganz eigenen Reiz und ist meiner Meinung nach alles andere als langweilig.
Tja, und in die Sonne fliegen, wenn es bei uns kalt und ungemütlich ist, halte ich sowieso für eine super Idee!