In den Flitterwochen irgendwo zu zweit entspannen? Klar, kann man machen. Wir wollten jedoch Zeit mit unserem Kind genießen und als kleine Familie gemeinsame Abenteuer erleben. Irgendwann erzählte jemand auf einer WG-Party total begeistert von La Réunion und nach einiger Recherche dachte ich: Das ist unsere Insel!
Warum La Réunion?
Diese kleine, aber wahnsinnig vielseitige Insel liegt ungefähr 700 Kilometer östlich von Madagaskar im Indischen Ozean und gehört dennoch zu Frankreich und damit zur Europäischen Union. Dadurch ergeben sich viele Vorteile: Eine sehr gute ärztliche Versorgung, kein lästiges Geldwechseln und für Deutsche ist kein Visum notwendig.
Trotzdem ist es eben nicht einfach Frankreich in den Tropen, sondern der indische, chinesische und afrikanische Einfluss machen geradezu den Charme der Insel aus.
Außerdem ist es DIE ideale Insel für Outdoor-Abenteuer jeglicher Art. Von canyoning, rafting, hochseeangeln, tauchen, reiten über downhill fahren, Gleitschirm fliegen bis hin zu klettern ist hier alles möglich. Aber am meisten zu empfehlen ist eine Aktivität, die wir bis dato eher spärlich betrieben haben: Wandern.
Und das alles mit Kindern? Aber der Reiseführer unseres Vertrauens machte uns Mut: “Fire the babysitter and bring the kids.”
Los geht es zur besten Reisezeit
Also buchte ich Flüge vom 31. Oktober bis 21. November, sodass unser Sohn seinen ersten Geburtstag auf La Réunion feiern durfte. Eine perfekte Reisezeit, wie sich herausstellen sollte. Denn dort ist es um diese Zeit schon relativ heiß, aber die Regenzeit hat noch nicht begonnen. Ein schöner Kontrast zum Wetter in Deutschland, das um diese Jahreszeit hier ja bekanntlich recht eklig ist. Außerdem ist die Hauptsaison auf der Insel bereits vorbei und für meinen Geschmack hatten wir perfektes Wetter. Temperaturen von fast 30 Grad Celsius dürften für manche eventuell zu warm sein, allerdings sollte man bedenken, dass es in den Bergen nachts empfindlich kalt wird.
Nach einer 22-stündigen Reise, inklusive abenteuerlichem Flughafenwechsel in Paris, kamen wir ziemlich erschöpft in der Hauptstadt St-Denis an. Hier gönnten wir uns erst einmal drei Tage Ruhe um uns zu akklimatisieren, den Reiseführer ausgiebig zu studieren und den Urlaub zu planen.
Bei so vielen Möglichkeiten und meinem Tatendrang wollte ich natürlich die ganze Insel sehen. Und hinterher kann ich sagen, das ist in drei Wochen sehr gut möglich. Kein Wunder eigentlich, bedenkt man, dass die Insel ungefähr so groß ist wie das Saarland. Trotzdem fiel es mir sehr schwer mich bei der Auswahl der Themen auf einige Highlights zu beschränken.
Themen meines Reiseberichtes:
- Wandern I: Kraxe testen in Takamaka
- Bourbon Vanille aus Bras-Panon
- Wandern II: Vier-Tages-Wanderung im Cirque de Mafate
- Die kulturell vielseitige Ostküste entdecken
- Baden auf La Réunion
- Wandern III: Tagestour auf den Vulkan (Piton de la Fournaise)
- Wandern IV: Zwei-Tages-Tour auf den Piton des Neiges
- Entspannen in St-Leu
Kraxe testen in Takamaka
Bevor wir zur viertägigen Wandertour durch den Cirque de Mafate starten, wollen wir die Kraxe zunächst ein paar Stunden testen. Wie fühlt es sich für uns an und vor allem wie kommt unser Sohn damit zurecht? In Deutschland haben wir sie gebraucht gekauft und haben es theoretisch für eine gute Idee befunden. Doch was ergibt der Praxistest?
Wir starten also einen Tagesausflug von St-André aus und biegen etwas nördlich von St-Benoît auf die Straße D53 ab, um zum Takamaka Aussichtspunkt zu gelangen. Uns erwartet ein unberührtes Tal mit vielen kleinen Wasserfällen – es ist einfach atemberaubend schön.
Kraxe auf den Rücken, Kind rein und los geht es. Nach wenigen Minuten schläft unser Sohn und wir können die tolle Landschaft bestaunen. Spätestens jetzt sind wir uns sicher: Diese Kraxe ist Gold wert und kein Vergleich zu einem Tragetuch. Viel Gewicht kann auf die Hüfte abgegeben werden und mit dem integrierten Sonnenschutz ist auch das Kind optimal geschützt.
Voll motiviert fiebern wir unserer ersten richtigen Wanderung entgegen.
Bourbon-Vanille aus Bras-Panon
Ein weiterer Tagesausflug führt uns nach Bras-Panon, Réunions Bourbon-Vanille-Hauptstadt. Denn längst nicht alle Bourbon-Vanille Produkte kommen aus Madagaskar. Lange Zeit war La Réunion der Hauptlieferant von Vanille und sogar Namensgeber für die immergrüne Kletterpflanze, die zu der Familie der Orchideen gehört. Denn bis zur Französischen Revolution und in der Zeitspanne von 1810 bis 1848 hieß die Insel Île Bourbon. Heute ist La Réunion einer der drei Hauptlieferanten von Vanille, nach den Komoren und unangefochtenem Spitzenreiter Madagaskar.
In Bras-Panon besichtigen wir die Coopération de Vanille und nehmen an einer interessanten Führung teil. Auf diesem Gelände wird Vanille angebaut, von Hand bestäubt, die Schoten geerntet, getrocknet und sortiert. Man kann bei jedem einzelnen Prozessschritt dabei sein und im Anschluss das fertige Produkt im Laden erwerben. Ganze Vanilleschoten, Vanillezucker, Vanillepulver – es gibt Vanille in allen erdenklichen Formen und Kombinationen. Perfekte Mitbringsel für die Daheimgebliebenen.
Vier-Tages-Wanderung im Cirque de Mafate
Der Cirque de Mafate gehört wie auch die anderen zwei Talkessel Cirque de Salazie und Cirque de Cilaos sowie der Gipfel Piton des Neiges seit 2010 zum UNESCO-Weltnaturerbe.
Und eines ist sicher: Hier zu wandern ist wirklich etwas ganz besonderes. Deshalb ist es auch mein persönliches Highlight des Urlaubs. Die drei Talkessel sind auf natürlichem Wege, nämlich durch einstürzende Magmakammern des heute erloschenen Vulkans, entstanden. Während die anderen beiden mit Autos erreichbar sind, ist der Cirque de Mafate isoliert. Hier gibt es keine Straßen und keine Städte. Nur Wanderwege durch atemberaubende Landschaften mit vielen Wasserfällen und ein paar kleinere Weiler. Es fühlt sich an, als ob die Zeit auf diesem Fleckchen Erde stehen geblieben ist. Die südwestliche Caldera des Piton des Neiges ist wirklich ausschließlich zu Fuß oder per Helikopter zu erreichen. Um ein Gefühl dafür zu bekommen und den Touristenströmen zu entgehen ist eine mehrtägige Tour notwendig.
Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass wir bisher nicht die größten Wander-Fans waren, aber hier ist jeder Schritt ein Genuss. Vielseitige Wege, abwechslungsreiche Landschaften und Selbstversorger-Hütten (trotzdem recht teuer und schnell ausgebucht) machen es zu einem ganz besonderem Wandererlebnis.
Es scheint unendlich viele Variationen von Wanderungen zu geben, aber eine sticht besonders heraus. Diese Wanderung gilt als anspruchsvoll und verbindet alle drei Talkessel in fünf Tagen. Dabei legt man ungefähr 50 Kilometer zurück und ist für uns mit Baby damit leider ausgeschieden.
Wir haben uns schließlich für eine Wanderung im Haut Mafate entschieden und wollen in vier Tagen 20,4 Kilometer zurücklegen. Damit ist die Wanderung moderat und nicht besonders anspruchsvoll. Allerdings sollte man bedenken, dass die Angaben nur ohne Kind stimmen. Außerdem sind die Wege relativ steil und erfordern deshalb Trittsicherheit.
Leider konnten wir nicht alle Unterkünfte im Voraus buchen wie uns geraten wurde. Loslaufen wollten wir trotzdem, in der Hoffnung, dass man uns mit Baby nicht so schnell abweist.
Wir steuern also mit unserem Mietwagen das Örtchen Grand Îlet an, das uns als Ausgangspunkt für unsere Vier-Tages-Wanderung dient.
Erster Tag: Warmlaufen
Das Bild ist kurz nach unserem Start vor La Roche Plate (dem Felsen rechts im Hintergrund) aufgenommen. Mein Ehemann und ich haben uns mit Rucksack (Windeln, Kuscheltier, Wechselkleidung, Wasser, Essen etc.) und Kraxe (Kind, Regenklamotten, Wasser, Sonnenschutz etc.) tragen stets abgewechselt.
Die erste Etappe, die uns nach La Nouvelle führt, ist mit 4,5 Kilometern und 520 Höhenmeter Abstieg und 100 Höhenmeter Aufstieg nicht besonders schwierig und damit wird es ein perfekter erster Tag zum Warmlaufen. Unterwegs gibt es zahlreiche schöne Plätze um Pause zu machen.
Doch diese Idylle kann trügerisch sein. Spätestens ab 14 Uhr ziehen Wolken und Nebel auf, deshalb sollte man um diese Zeit bereits am Ziel sein. Auch die Übernachtungsmöglichkeiten sind oft schwer zu finden, da es sich meist nicht um zusammenhängende Ortschaften handelt, sondern nur vereinzelt ungekennzeichnete Hütten herumstehen.
Zweiter Tag: Abenteuerliche Wege und Baden im Fluss
Die zweite Etappe ist mit 4,7 Kilometern ebenfalls nicht besonders lang, doch deutlich anspruchsvoller. Diese Wanderung führt von La Nouvelle nach Roche-Plate. Hier gilt es einmal die Schlucht zu durchqueren, zum Teil auf ziemlich abenteuerlichen Wegen. Das macht 800 Höhenmeter Abstieg, verteilt auf zwei Gefälle und danach 450 Höhenmeter Aufstieg auf der anderen Seite. Zum Glück gibt es Hilfen wie Seile oder Leitern. Auch ein kleiner Fluss, der im Tal fließt, muss durchquert werden. Das bedeutet viel Zeitaufwand und das Schuhe Aus- und Anziehen ist mit viel Gepäck auch recht anstrengend. Dafür haben wir die Unterbrechung gleich für eine herrlich eisige Abkühlung im Fluss genutzt.
Da es keine Straßen gibt, werden Lebensmittel üblicherweise per Helikopter geliefert. Das hat natürlich seinen Preis. Es gibt tiefgefrorenes Baguette und sündhaft teure Müsliriegel und Bananen. Wir kaufen es auf Grund mangelnder Alternativen natürlich trotzdem.
Die Unterkünfte sind leider oft dreckig, aber das schlimmste für mich an diesem Abend als wir endlich am Ziel sind: wir bekommen nichts warmes mehr zu essen und ich friere nachts sehr. Die dünnen Decken haben wohl mehr Alibifunktion. Also nächstes Mal unbedingt warme Schlafsäcke einpacken und Platz und Gewicht woanders einsparen.
Überaus glücklich war ich über die Tatsache, dass ich meinen Sohn noch stillte. Normalerweise nur abends und nachts, doch während der Wanderung stillte ich fast voll. Das hat prima geklappt und zumindest ein Essensproblem gelöst.
Dritter Tag: Jetzt heißt es durchhalten
Unsere dritte Etappe führt uns von La Roche-Plate an Les Trois Roches vorbei bis nach Marla, dem höchstgelegenen Dorf im Cirque de Mafate auf 1640 Metern. Mit 6,8 Kilometern ist sie länger, aber auch anstrengender als die übrigen Etappen. Über 900 Höhenmeter Aufstieg haben wir zu überwinden und knapp 400 Höhenmeter Abstieg. Angegeben ist die Wanderung mit fünf Stunden, doch mit Kind (bedeutet Pausen für Stillen und Windeln wechseln, Krabbeln lassen etc.) sind wir ungefähr sieben Stunden unterwegs.
Meist stehen wir um kurz vor 6 Uhr auf und wandern nach einem kurzen Frühstück (Kind stillen, für uns Wasser und Banane) los. Dafür machen wir dann gegen 10 Uhr eine längere Pause.
Das letzte Bild zeigt mich kurz vor Marla, völlig fix und fertig. Zum Glück sind wir bereits gegen 14 Uhr dort, sodass wir noch ein Stockbett im Hostel ergattern. Aber dementsprechend furchtbar ist die Nacht… Immer wieder muss ich stillen, damit mein Sohn nicht schreit und die anderen weckt.
Vierter Tag: Endspurt
Die letzte und vierte Tagesetappe führt uns zurück nach Grand Îlet, wo unser Mietwagen und unsere Vermieterin bereits auf uns warten. Im Vergleich zu gestern kommt mir die 4,8 Kilometer lange (550 Höhenmeter Anstieg und 300 Höhenmeter Abstieg) Wanderung wie ein Spaziergang vor. Bei schönstem Wetter beenden wir unsere abwechslungsreiche, mehrtägige Wanderung durch den Cirque de Mafate.
Die kulturell vielseitige Ostküste entdecken
Die meisten Touristen konzentrieren sich üblicherweise auf die drei Talkessel, den Vulkan (Piton de la Fournaise) und die Westküste mit ihren Stränden. Damit verpassen sie die kulturell vielseitige Ostküste, die außerdem spektakuläre Wasserfälle und perfekte Picknickplätze bietet.
Die Ostküste lohnt in jedem Fall einen Besuch, denn hier tritt das kreolische, afrikanische, indische, chinesische und französische Erbe zu Tage. Dementsprechend vielfältige Gotteshäuser (Moscheen, Kirchen, Tempel, Pagoden) und alte Kolonialbauten gibt es zu bestaunen. Der indische Einfluss ist besonders in St-André spürbar.
Neben der kreolischen Sprache ist der Stellenwert der Familie das wichtigste Bindeglied der Réunionesen. Das typische pique-nique du dimanche en famille (Sonntagspicknick mit der Familie) wird ausgiebig zelebriert. Egal ob am Strand oder in den Bergen.
Die kreolische Architektur kann man am besten in St-Denis (Hauptstadt), St-Pierre (administratives und wirtschaftliches Zentrum) oder Hell-Bourg (Cirque de Salazie) begutachten.
Die kleine Kirche Notre Dame des Laves steht ein paar Kilometer südlich von Ste-Rose in einem Landstrich der Le Grand Brûlé genannt wird. Dabei handelt es sich um eine Lavalandschaft, die durch einen Vulkanausbruch 1977 entstanden ist. Die Lava floss durch das Dorf, der Strom teilte sich vor der Kirche, verschonte sie und floss danach wieder weiter. Aufgrund dieses göttlichen Wunders wird die Kirche von vielen Leuten sehr verehrt.
Wenn man die Ostküste weiter Richtung St-Joseph fährt, kommt man an einem schönen Ort vorbei, der sich perfekt für eine Pause eignet. Die folgenden Bilder zeigen diesen bekannten Picknickspot in der Nähe der Stadt St-Philippe. Bei dem Puits Arabe handelt es sich um einen alten Brunnen, wunderschön am Meer gelegen.
Baden auf La Réunion
Ja, man kann hier gut baden, trotzdem seien mir ein paar mahnende Worte vorweg gestattet. Die häufigste Todesursache auf La Réunion ist wohl Ertrinken. Aber auch auf dieser Insel ist es wie immer und überall: Man sollte sich daran orientieren wo locals ins Wasser gehen und die eigenen Fähigkeiten nicht überschätzen. Haiattacken gibt es, aber das Risiko ist sehr gering. Trotzdem ist die Gefahr wohl in den letzten Jahren gestiegen.
Mein Lieblingsstrand befindet sich im Süden der Insel: Plage de Grande Anse. Klippen, ein weißer Sandstrand, Palmen und eine geschützte Bucht machen den Spot zu einem perfekten Badeort. Hier machen wir ein Picknick und Badepause bevor wir St-Pierre erreichen und drei Nächte in der quirligen Stadt verbringen.
Im Westen der Insel bei L`Étang-Salé les Bains kann man als Erwachsener super baden. Für Kinder ist das Baden am schwarzen Sandstrand eher nicht geeignet, da das Meer hier sehr rau und tief ist. Umso besser und ungestörter lässt es sich Buddeln und Sandburgen bauen, da sich eher selten Touristen hierher verirren.
Die letzten Urlaubstage verbringen wir in Boucan Canot und genießen Sonne, Strand und Meer. Dies ist einer der angesagtesten Strände der Einheimischen und dementsprechend teuer sind leider die Unterkünfte. Hier ernähren wir uns fast ausschließlich von leckeren Mangos und Kokosnüssen.
Der Vulkan: Piton de la Fournaise
Der Piton de la Fournaise (2632m), den die Einheimischen schlicht den Vulkan nennen, gilt als Wahrzeichen der Insel. Seit seiner Entstehung vor 380.000 Jahren ist er einer der aktivsten Vulkane der Erde und insbesondere einer der wenigen, die so einfach zu erreichen sind. Dennoch ist eine Wanderung hier ungefährlich, da er ständig überwacht und gegebenenfalls die Zufahrtsstraße gesperrt wird.
Wir entscheiden uns für die insgesamt 14 Kilometer lange Wanderung zum Dolomieu Krater. Ungefähr fünf Stunden sollte man für die Strecke mit je 500 Höhenmetern einplanen. Und wie immer gilt es früh los zu gehen, um vor den Wolken oben zu sein.
Um ohne lange Anfahrt früh starten zu können, übernachten wir in der Gîte du Volcan, in der Nähe des Pas de Bellecombe. Leider ist es eine Horrornacht geworden, dank unentspannter Leute im 12-Bett-Zimmer. Als der Wecker schließlich um 4 Uhr in der Früh klingelt, habe ich fast gar nicht geschlafen. In der Morgendämmerung geht es dann los, aber mit jedem Schritt steigt meine Laune wieder.
Der Weg ist mit weißen Markierungen auf der schwarzen Lava gut erkenntlich und die Wanderung technisch nicht anspruchsvoll. Das Wetter ist eher eine Herausforderung für uns. Durch den heftigen, eisigen Wind merkt man kaum wie stark die Sonne eigentlich scheint. Besonders mit Kind sollten deshalb viele Trinkpausen eingeplant werden.
Viele weniger sportliche oder ältere Leute haben die Wanderung wohl unterschätzt und kommen uns kurz vor dem Ausgangspunkt noch entgegen, sprich sind erst um die Mittagszeit los gelaufen. Davon ist bei der Hitze dringend abzuraten!
Auf dem Weg zum Krater gibt es kaum Vegetation und man hat das Gefühl durch eine Mondlandschaft zu laufen. Die erkalteten Lavaströme formen mitunter bizarre Figuren und spenden mit etwas Glück ein bisschen Schatten.
Nach drei Stunden sind wir endlich am Aussichtspunkt des Dolomieu Kraters angekommen. Er ist ungefähr 350m tief und sieht leider nicht besonders spektakulär aus. Kaum zu glauben, dass hier immer wieder heiße Lava heraus gesprüht wird.
Zwei-Tages-Tour auf den Piton des Neiges (3070m)
Bereits am nächsten Tag machen wir uns auf den Weg zum höchsten Gipfel im Indischen Ozean: Dem inaktiven Vulkan Piton des Neiges. Als Ausgangspunkt dient uns Cilaos, ein kleiner Kurort auf 1200m umgeben von wunderschönen Bergen. Wir entscheiden uns die Tour in zwei Tagen zu gehen, da wir fast 1900 Höhenmeter bewältigen müssen. Außerdem sollte man vor 9 Uhr auf dem Gipfel sein, wenn man noch etwas von der wunderschönen Landschaft sehen möchte.
Die erste Etappe führt uns 1300 Höhenmeter steil die Berge hinauf bevor wir unsere Hütte auf knapp 2500 Metern erreichen. Zum Glück schon um die Mittagszeit, da es zuzieht und richtig kalt wird. Ich bin dennoch überglücklich, dass wir es mit Kind und Kegel so gut geschafft haben. Der Weg führt durch einen mit Bartflechten behangenen Wald, tollen Rastmöglichkeiten und ist leicht zu gehen.
Die Hütte ist wie fast immer ausgebucht und die Mehrbettzimmer mit Stockbetten und dichtem Gedränge nicht unbedingt angenehm als kleine Familie. Wer ohne Kind(er) reist sollte sich überlegen diese Tour an einem Tag zu gehen. Nur mit leichtem Gepäck ist dies sehr gut möglich.
Für uns war es trotzdem die richtige Entscheidung und am nächsten Morgen stehen wir um 5 Uhr auf, essen eine Kleinigkeit, bestaunen den wunderschönen Sonnenaufgang und machen uns dann an die letzten 500 Höhenmeter. Diese zweite Etappe führt über steiniges Gelände und ist mit dem vielen Gepäck sehr beschwerlich für uns. Wir sind heilfroh als wir um 8 Uhr auf dem Gipfel stehen und mit einer herrlichen Sicht belohnt werden.
Nach einer kurzen Pause machen wir uns an den Abstieg, zurück nach Cilaos. Denn der Wind hier oben ist eisig kalt und die Sonne brennt erbarmungslos, sodass wir unseren Sohn auch nicht aus der Kraxe nehmen.
Diese Wanderung ist deutlich anstrengender und fordernder als die auf den Piton de la Fournaise, aber auch ungleich schöner. Ein perfekter Abschluss und die Krönung unserer sieben Wandertage auf La Réunion.
Am nächsten Tag entspannen wir in einer der bekannten Thermalquellen in Cilaos, damit sich unsere müden Muskeln erholen können.
Entspannen in St-Leu
Und weiter geht es mit dem Entspannen in St-Leu an der Westküste.
Nach einem Tag faulenzen und baden kann ein bisschen Action aber nicht schaden. Deshalb passt es sehr gut, dass ich meinem Mann einen Tandem-Gleitschirmflug zum Geburtstag geschenkt habe. Und selbst lasse ich mir den Spaß natürlich auch nicht entgehen!
Mit dem Auto wird man auf ungefähr 800m gebracht. Und nach einer kurzen Einweisung nehmen wir auf einer leicht abschüssigen Wiese Anlauf. Es ist herrlich! Von hier oben hat man einen wahnsinnig tollen Blick über die Lagune. Als wir tiefer schweben kann ich sogar Meeresschildkröten erkennen.
Schließlich lande ich glücklich auf einem kleinen Strandabschnitt, kann mein Baby wieder in den Arm nehmen und mein Mann darf los.
Am nächsten Tag machen wir wieder einen gemeinsamen Familienausflug und besuchen eine Schildkrötenauffangstation etwas außerhalb von St-Leu. Die Anlage liegt direkt am Meer und man kann in verschiedenen Becken ganz nah die Meerestiere bestaunen. Unser Sohn ist begeistert!
Fazit
Wir haben in den drei Wochen auf La Réunion unglaublich viele, tolle Abenteuer erlebt. Natürlich war es zum Teil anstrengend mit Kind, aber wunderschön all diese Erlebnisse zu teilen.
Fest steht, dass es eine perfekte Insel für Aktiv-Urlauber ist. Wer nur weiße Sandstrände sucht und relaxen will, ist hier falsch und wird enttäuscht sein. Dagegen bietet sich La Réunion für abenteuerlustige Familien geradezu an. Die Bevölkerung ist unglaublich kinderlieb, herzlich und unkompliziert. Es ist einfach normal, Kinder zu haben und trotzdem alles zu machen.
Und wer bisher nicht viel vom Wandern hielt, wird auf La Réunion eines Besseren belehrt oder anders gesagt: Wer dort nicht damit anfängt ist selbst schuld!