Wer träumt nicht davon, seine Leidenschaft mit dem Nachwuchs zu teilen? Die Tätigkeiten in der Freizeit, die einem selbst großen Spaß machen, unternehmen die meisten Familien gerne zusammen. So ist es auch bei uns. Schon lange warte ich auf das Motorradfahren mit meinen Kindern. Und die Jungs erst! Haben es sich schon lange sehnlichst gewünscht und waren überglücklich als wir es dieses Jahr das erste Mal ausprobiert haben. Seit Mai sind wir nun zu viert auf unseren Bikes unterwegs und haben auch schon unseren ersten Motorradurlaub mit Zelt gewagt.
Verantwortung bewusst machen
Dabei gilt es einige Dinge zu beachten, um möglichst viel Sicherheit zu gewährleisten. Besonders wenn die Kinder noch so jung sind wie unsere zwei Jungs (fast vier und sechs Jahre alt). Motorradfahren ist mit einem höheren Risiko verbunden, da es keine passiven Sicherheitssysteme bietet wie ein Auto. Grundsätzlich muss deshalb jeder für sich entscheiden, ob er diese Verantwortung überhaupt tragen kann und will. Manche mögen es unverantwortlich finden, andere ganz normal. In meinem Beitrag möchte ich nicht darüber diskutieren, sondern lediglich Tipps für das Motorradfahren mit Kindern geben. Dazu gehe ich kurz auf die Rechtslage ein und formuliere anschließend Leitlinien zum gemeinsamen Motorradfahren. Abgeleitet von meinen Motorraderfahrungen mit unseren Jungs.
Rechtliche Lage und persönliche Erfahrungen
Es gibt kein Mindestalter für die Mitnahme von Kindern auf dem Motorrad. Grundvoraussetzung ist, dass das Fahrzeug für zwei Personen zugelassen ist. Darüber hinaus schreibt die Straßenverkehrsordnung einen Sitz für den Sozius sowie Fußrasten vor. Allerdings gelten besondere Bedingungen für Kinder unter sieben Jahren. Diese benötigen einen besonderen Kindersitz und es müssen beispielsweise Radverkleidungen montiert werden, damit die Füße nicht in die Speichen geraten können.
Für unseren jüngeren Sohn haben wir solch einen speziellen Sitz gekauft und sind sehr zufrieden. Er bietet einen guten Seitenhalt und hat eine kleine Rückenlehne. Nach vorne klemmt der Fahrer das Kind ein. Es gibt einstellbare Fußschlaufen, die garantieren, dass die Füße sicher aufgehoben sind. Zusätzlich haben wir einen Spezialgurt mit Griffen daran, den man sich wie einen Nierengurt umschnallt. Daran kann sich der Nachwuchs auch mit noch kurzen Armen sehr gut festhalten und lernt von Anfang an sich selbst zu halten. Der unmittelbare Kontakt zum Fahrer ist dabei besonders für das Verhalten in Schräglage wichtig.
Unser älterer Sohn kommt mit seinen sechseinhalb Jahren super auf die Fußrasten unserer Motorräder. Er ist körperlich fit und kann sich aus eigener Kraft verlässlich festhalten. Wichtig finde ich auch, dass er problemlos allein auf- und absteigen kann.
Meine Leitlinien zum Motorradfahren mit Kindern:
- Nur gemeinsam fahren, wenn das Kind den Wunsch hat! Nicht das eigene Interesse in den Vordergrund rücken. Kinder interessieren sich automatisch für Dinge, die die Eltern beschäftigen. Ich schraube viel an unseren Fahrzeugen und oft sind die Kids dabei. Sie sind unglaublich neugierig und fragen mir Löcher in den Bauch. Und können sich mehr merken als man denkt. Diese Chance sollte man nutzen, um auf wichtige Dinge hinzuweisen. Der Auspuff wird heiß, auf dem Seitenständer stehen die Motorräder nicht so stabil und so weiter. Am besten die Kids mitarbeiten lassen. Neulich fragte mein Großer nach einer Motorradtour: Mama, hast Du die Benzinhähne zugemacht?
- Besondere Schutzkleidung und passende Kinderhelme sind Pflicht! Auch wenn das An- und Ausziehen gefühlt ewig dauert und die Geduld der Kleinen oft noch zu wünschen übrig lässt. Da hilft nur viel erklären und nicht nachgeben. Eigentlich überflüssig zu erwähnen, dass man selbst stets mit gutem Vorbild voran gehen muss. Wie immer: Authentisch bleiben, nichts vorspielen und die Kinder nehmen einen ernst. Wichtig ist auch, die Sachen Zuhause mehrmals anziehen zum Üben. So gut wie möglich sollten die Kids alles selbst machen können. Das gibt Selbstvertrauen und schafft Unabhängigkeit.
- Kinder müssen hinter dem Fahrer sitzen! Man kann nie wissen, wann eine Vollbremsung nötig ist. Das Beschleunigen hat man dagegen selbst in der Hand und kann die Kids langsam daran gewöhnen. Ein defensiver Fahrstil und jahrelange Motorraderfahrung sollten meiner Meinung nach Voraussetzungen für die Mitnahme von Kindern sein.
- Auf die jeweilige Tagesform des Kindes achten. Kinder sind nicht immer gleich gut drauf. Eine kleine Erkältung, ein bisschen Kopfweh und schon kann die Konzentration erheblich eingeschränkt sein. Dann gehören Kinder nicht auf das Motorrad! Bei Kleinkindern besonders auf Anzeichen achten, da sie ihre Gefühle noch nicht so gut ausdrücken können.
- Gemeinsame Zeichen ausmachen. Beispielsweise zweimal auf die Schulter klopfen bedeutet bei uns: Bitte halt mich fest, ich muss mein Visier öffnen oder schließen. Das funktioniert super und verhindert, dass sich die Kids hilflos fühlen. Natürlich kann man stattdessen auch andere Kommunikationssysteme nutzen. Ein Zeichensystem finde ich aber noch besser, da man sensibler sein muss und sich gleichzeitig besser auf das Motorrad fahren konzentrieren kann.
- Kinder müssen wach sein und sich aktiv festhalten können. Sobald ein Kind müde wird oder einschläft, sollte man spätestens eine Pause einlegen! Auf Signale achten: Sitz und Druck der Hände kontrollieren und kurze Stopps an Ampeln zum Reden nutzen. Immer wieder Blickkontakt suchen. Am Anfang nicht länger als eine halbe Stunde fahren. Bei unserem jüngsten Sohn haben wir mit zehn Minuten angefangen. Motorrad fahren ist besonders für Kleinkinder körperlich sehr anstrengend, aber auch die vielen neuen Eindrücke müssen verarbeitet werden.
- Alles erklären. Nicht nur auf Gefahren hinweisen und technische Zusammenhänge erläutern, sondern auch das Verhalten auf dem Motorrad erklären. Wie soll sich das Kind in Kurven verhalten? Was passiert bei einer Vollbremsung im Notfall? Mindestens genauso wichtig ist ein Gespräch nach der Ausfahrt. Wie hat es Dir gefallen? Was war blöd? Möchtest Du überhaupt nochmal fahren?
Fährst Du mit Deinem Kind Motorrad? Hast Du noch weitere Tipps? Ich freue mich über Deinen Kommentar!