Meer oder See? Roadtrip mit Zelt zum Lake Superior

Es ist Sommer und die Hitze in der Stadt kaum auszuhalten. Da verspricht ein Roadtrip zur Nordküste des Lake Superior die beste Abkühlung: Nachts ins Zelt kuscheln, in schattigen Wäldern die Hängematte aufhängen und tagsüber in den kalten, flächenmäßig größten Süßwassersee der Welt springen.

Zwei Wochen solltest Du für den Roadtrip von Toronto aus einplanen, damit Dir genügend Zeit für sportliche Aktivitäten wie Wandern, Baden und Kanu fahren bleibt.
In meinem Artikel verrate ich Dir einen besonders schönen Nationalpark mit einem herrlichen Sandstrand und wo Du auf Wanderungen noch Bären treffen kannst.

Kurzer Rückblick

Mittlerweile sind wir schon seit drei Monaten in Kanada und haben uns in der Metropole Toronto sehr gut eingelebt. Wir haben einen Cadillac gekauft, ein parking permit für unsere Straße und einen kanadischen Führerschein. Das bedeutet wir können jederzeit zu einem abenteuerlichen Roadtrip aufbrechen – ein tolles Gefühl!

Bereits zwei Wochen nach unserem abenteuerlichen Roadtrip (7.500 km) quer durch Ostkanada, starten wir Anfang August zu unserem nächsten Roadtrip von Toronto aus. Diesmal geht es zum größten der fünf Großen Seen in Nordamerika, dem Lake Superior. In zwei Wochen wollen wir lediglich 2.500 km zurücklegen und haben somit mehr Zeit zum Entspannen und Baden.

Mississagi Provencial Park im Hinterland

Zunächst führt uns der Weg Richtung Norden nach Sudbury. Wir halten uns weiter entlang der Küstenlinie des Lake Huron bis wir nach Elliot Lake abbiegen. Nach ungefähr sieben Stunden Fahrt ereichen wir den unbekannten Mississagi Provincial Park im Hinterland. Diese hügelige, bewaldete Landschaft mit klaren Seen eignet sich perfekt zum Angeln, Kajak oder Kanu fahren und Wandern.

Hier wimmelt es von Tieren, dafür gibt es kaum Menschen. Eigentlich liebe ich diese Kombination, doch die Black Flies machen einem manchmal das Leben echt schwer. Da hilft nur viel Bewegung und ja nicht stehen bleiben. Also leihen wir uns ein Kanu und paddeln den Semiwite Lake ab. Die Kinder lieben dieses Abenteuer und auch das durchwachsene Wetter kann ihre Laune nicht trüben.

Eine andere empfehlenwerte Aktion ist ein Ausflug ins nahe Städtchen Elliot Lake. Hier gibt es vorzügliche Pancakes mit Ahornsirup.

Wälder, Seen und Bären: Helenbar Lookout Trail

Doch will man die Natur in seiner ganzen Schönheit und Ruhe genießen, geht nichts über eine kleine Wanderung. Der Helenbar Lookout Trail eignet sich dafür perfekt. Er ist ein einfacher, dennoch spektakulärer Wanderweg in einsamer Natur.
Der Weg schlängelt sich durch dichten Wald einen Hügel hinauf bis man die umliegenden Seen im Blick hat. Hier gibt es nur Wälder, Seen und wilde Bären. Letztere begegnen uns zum Glück nicht, obwohl wir aus der Ferne natürlich gerne einen erblickt hätten. Doch wir machen viel Lärm, um die großen Tiere nicht zu erschrecken und achten penibel darauf zusammenzubleiben. Ein bißchen unheimlich und spannend ist es jedenfalls!

Wir brauchen für den rund sieben Kilometer langen Wanderweg ungefähr fünf Stunden. Aber mit zwei Kleinkindern und einer längeren Pause am weißen Sandstrand des Semiwite Lakes. Dieser liegt genau auf der anderen Seite des Sees wie der Zeltplatz. An dieser Stelle endet der Helenbar Trail und man geht über den Semiwite Trail zurück zum Campingplatz.

Geheimtipp: Neys Provincial Park am Lake Superior

Nach fünf Nächten setzen wir unseren Roadtrip durch Ontario fort. Ziel ist der Neys Provincial Park, den wir nach ungefähr sieben Stunden Fahrt erreichen.
Dieser Nationalpark war ein Tipp von der Schwester unserer Vermieterin in Toronto und sie hatte mit ihrer Beschreibung absolut recht: Landschaftlich wunderschön, entspannte Menschen, günstig und nicht überfüllt.

Endlich übernachten wir direkt am Lake Superior zwischen Wäldern und Sandstrand. Wir verbringen tolle, entspannte Strandtage und fühlen uns wie am Meer. Der See ist einfach riesig, herrlich klar und erfrischend.

Aber auch gefährlich. Das wird uns bewusst, als eines Tages ein Motorboot auf die Küste zurast und einen verunglückten Taucher an Bord hat. Glücklicherweise ist eine einheimische Familie mit uns am Strand und die Frau verständigt sofort den Rettungswagen. Ihr Mann und mein Ehemann ziehen ihn an Land und leisten Erste Hilfe während das Boot wieder davonrast, um die restlichen Tauch im See aufzusammeln. Es dauert bis der dicke Taucheranzug aufgeschnitten ist, aber die Beatmung und Herzdruckmassage scheinen erfolgreich. Die Kinder starren ungläubig auf die Szenerie und ich versuche ihre Fragen so gut es geht zu beantworten und sie zu beruhigen. Zum Glück kommt der Rettungswagen nach zehn Minuten. Zwei Tage später erfahren wir, dass der Taucher überlebt hat. Dank schneller Hilfe. Und ich nehme mir fest vor, endlich wieder einen Erste Hilfe-Kurs zu belegen.

Fantastischer Blick über den Lake Superior vom Terrace Bay Lighthouse

Fährt man den Highway 17 weiter Richtung Thunder Bay nach Westen erreicht man nach gut 50 Kilometern Terrace Bay. Ein Tagesausflug lohnt sich schon auf Grund des spektakulären Ausblicks vom Leuchtturm aus. Der Obere See liegt ausgebreitet vor einem und erscheint eher wie ein Meer. Auch das Wetter kann sich hier so schnell ändern wie an der Küste. Das sollte man stets bedenken, wenn man mit seinem Kanu hinaus fährt. Außerdem kann starker Wind hier unglaublich hohe Wellen erzeugen. Eine Infotafel beim Campingplatz schildert das eindrücklich.

Pancake Provincial Park am Lake Superior

Nach vier Nächten im tollen, einsamen Neys Provincial Park müssen wir unsere Zelte leider wieder abbrechen. Denn alle Zeltplätze in den Nationalparks haben wir vorher reserviert und können so nicht spontan länger bleiben.

Doch wir haben keinen Stress und verstauen nach dem Frühstück unsere Sachen im Cadillac. Zum nächsten Etappenziel, dem Pancake Provincial Park, sind es lediglich vier Stunden Fahrt, sodass wir keine Pause einplanen müssen.

Hier bleiben wir wieder fünf Nächte und genießen das schöne, sonnige Wetter. Oft nehmen wir einfach unser Kochzeug mit zum Strand, damit wir jederzeit Kaffee kochen können. Die letzten Tage sind mit Entspannen, Lesen, Baden und Essen prall gefüllt. Einfach mal Nichts tun kann so herrlich sein!

Nach 14 Nächten in drei tollen Nationalparks müssen wir leider wieder die Heimfahrt nach Toronto antreten. Unsere letzte Etappe ist mit acht Stunden reiner Fahrtzeit relativ lang, doch für unsere geübten Mitfahrer kein Problem.

Fazit

Ein Roadtrip zum großartigen Lake Superior ist auch mit kleinen Kindern problemlos möglich und ein toller Badeurlaub im Sommer.
Du solltest allerdings etwas Zeit in die Urlaubsplanung stecken. Die Nationalparks empfehle ich für die Monate Juli und August unbedingt vorher zu reservieren. Besonders im Pancake Provincial Park kann es sehr voll werden. Dieser Nationalpark scheint sehr beliebt; ist aber wesentlich teurer als der ebenso schöne und unbekanntere Neys Provincial Park.
Die Ausstattung der Zeltplätze ist in allen kanadischen Nationalparks top: Eine eigene Feuerstelle sowie Picknickbänke aus Holz gehören einfach dazu. Wichtig: Feuerholz immer lokal kaufen und nicht auf den nächsten Zeltplatz mitbringen! Das verhindert die Ausbreitung von Krankheiten und Schädlingen.

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