Roadtrip nach Rumänien: 3.500 Kilometer Abenteuer

Das war knapp… Gestern stand unser Chevy Van noch in der Werkstatt. Zum Glück hat bei der Abholung alles geklappt und Ende Juli 2015 geht es nun mit neuer Benzinpumpe und neuen Zündkabeln auf zu einem Roadtrip nach Rumänien. Wie immer sind wir gespannt, ob alles hält und haben einige Ersatzteile und viel Werkzeug dabei.

Eine genau ausgearbeitete Reiseroute gibt es nicht. Wir haben nur ein Datum wann wir bei der Hochzeit in der Nähe von Baia Mare, im Nordwesten Rumäniens, sein sollen. Insgesamt haben wir leider nur zwei Wochen Zeit, das bedeutet wir müssen fast jeden Tag fahren. Fliegen kam für mich, im 8. Monat schwanger, nicht mehr in Betracht und schon lange wollte ich mal wieder nach Rumänien.
Im August 1998 machte ich, natürlich noch mit meinen Eltern, einen coolen Roadtrip quer durch Rumänien bis zum Donaudelta am Schwarzen Meer. Das damals sorgfältig geschriebene Tagebuch habe ich heute noch. Es ist Zeugnis wie sehr mich Land und Leute einst beeindruckt haben.

Insgesamt werden es gut 3.500 Kilometer, die wir bei diesem Roadtrip nach Rumänien mit Kleinkind und mitten im Hochsommer zurücklegen. Natürlich ohne Klimaanlage. Dafür in einem alten, wackligen Chevy Van mit blubberndem V8-Sound.

Von München über Dresden nach Tschechien

Zuerst machen wir einen Zwischenstopp in Dresden, da wir bei Freunden zu einer Geburtstagsfeier eingeladen sind. Nach einem ausgiebigen Frühstück am nächsten Tag geht es in die Nähe der Stadt Brünn in Tschechien. Dort zelten wir direkt am See und gönnen uns einen Tag Fahrpause. Leider können wir nicht baden, da es immer wieder stark regnet. Statt dessen machen wir einen langen Spaziergang und Pause auf einem Spielplatz.

Relaxen in der Niederen Tatra der Slowakei

Und endlich geht es weiter in die Berge. Wir fahren mitten durch die Niedere Tatra, die ein Gebirgszug der slowakischen Karpaten ist. In der Nähe von Demänovská Dolina zelten wir und füllen unseren 120 Liter LPG-Tank. Wider Erwarten gibt es mehr als genug Gastankstellen und wir müssen den ganzen Urlaub über fast nicht auf Benzin fahren.

Hier ist es wunderschön und ich möchte gar nicht weiter. Dünn besiedelt, viel Wald und absolute Ruhe machen die Gegend zu einem tollen Urlaubsziel. Wir lassen es uns einen Nachmittag so richtig gut gehen und genießen die herrliche Aussicht sowie die klare Luft. Nach einem entspannten Ausflug ins Freibad grillen wir noch lecker Würstchen. Am nächsten Morgen geht es über Landstraßen weiter nach Košice bevor wir dann die Grenze zu Ungarn passieren.

Willkommen im flachen Ungarn

War es eben noch angenehm kühl, ist es im flachen Ungarn unglaublich heiß. Wer nicht gerade Auto fährt, schläft meist. Das Kontrollieren von Öl, Kühlwasser und Reifenluftdruck gehört natürlich zur täglichen Routine. Bis jetzt ist alles unauffällig und wir können unser Glück kaum fassen.

Leider sind die Landkarten nach denen wir fahren schon etwas älter und im Nordosten Ungarns verfahren wir uns ein paar mal auf den kleinen Straßen nahe der ukrainischen Grenze. Die unaussprechlichen Namen tragen nicht gerade zur Vereinfachung bei, wenn wir die Bevölkerung nach dem richtigen Weg fragen. Doch alle sind sehr hilfsbereit und bemüht. Nach einigen Stunden genervten Suchens finden wir schließlich einen sehr günstigen Campingplatz am Fluss.

Roadtrip nach Rumänien zur Hochzeit eines Freundes

Am nächsten Tag fahren wir nur rund drei Stunden, dann sind wir am Ziel und am Ort der Feierlichkeiten. Zwei Nächte schlafen wir in einem luxuriösen Hotel und ich vermisse mein Zelt schon jetzt. Automatische Klimaanlagen im Zimmer kann ich einfach nicht ausstehen.

Das Fest am nächsten Tag ist dafür umso schöner und alle staunen ungläubig, dass wir mit dem Auto angereist sind. Besonders freue ich mich, dass ich mein eigenes Hochzeitskleid nochmal anziehen kann.

Nach einer langen Party und kurzen Nacht fahren wir erst gegen Mittag los. Eigentlich finden wir immer einen Campingplatz, doch diesmal haben wir irgendwie kein Glück. Da zahlt es sich aus, dass wir im Notfall wie jetzt im Auto schlafen können. Generell ist wildcampen in Rumänien erlaubt, trotzdem habe ich kein besonders gutes Gefühl dabei. Deshalb fragen wir einen Mann, ob wir unser Auto für eine Nacht auf der benachbarten Wiese abstellen können. Als er unser Kind sieht, bietet er uns sogleich sein Grundstück zum Parken an. Hier steht sein Ferienhäuschen und nachdem er uns die Kochstelle und den Zugang zum Bach gezeigt hat, verabschiedet er sich.

Überquerung der Transsilvanischen Alpen

Aber das Beste kommt wie so oft zum Schluss. Wir wollen mit dem Auto die Transsilvanischen Alpen, auch Südkarpaten genannt, überqueren. Denn dieses Gebiet ist landschaftlich sehr beeindruckend. Außerdem sind die rumänischen Karpaten das größte, zusammenhängende Waldgebiet Europas. Hier leben noch viele Braunbären, Luchse und Wölfe in freier Wildbahn.

Also fahren wir immer weiter gen Süden bis nach Sibiu, Hermannstadt, in Siebenbürgen. Nach einem kurzen Stadtbummel suchen wir uns eine Bleibe, um am nächsten Morgen früh aufzubrechen. Denn eine recht ungewisse Etappe liegt vor uns. Wir wollen die Transfogarascher Hochstraße nach Argisch fahren. Diese kurvige Nationalstraße DN 7C ist nur vier Monate im Jahr ganz befahrbar und führt über mehr als 800 Brücken sowie durch viele Tunnel. Unter anderem muss der höchst gelegene Tunnel Rumäniens in mehr als 2.000 Meter Höhe durchquert werden.

Die Straße ist teilweise ziemlich abenteuerlich und steil. Besonders kritisch wird es an einem langen, nicht asphaltiertem Gefälle. Dauerregen hat den Boden stark aufgeweicht und wir haben Angst im Matsch nach unten zu rutschen. Hier müssen wir wirklich extrem langsam fahren. Irgendwann ist auch dieser Abschnitt geschafft und wir machen erst einmal Pause im Wald, wo wir auf viele Pilzsammler treffen. Ganze LKWs werden mit Pilzen beladen.

Heimweg über den Plattensee in Ungarn

Aus Zeitgründen können wir keinen Umweg zum Schwarzen Meer machen, sondern müssen zusehen so schnell wie möglich nach Ungarn zu kommen. Bei Arad stellen wir unser Zelt bei Privatpersonen im Garten auf, bevor wir am nächsten Morgen über die Grenze nach Ungarn düsen – wie tausende Lastwägen auch. Wieder ist es unerträglich heiß und es geht fast kein Wind.

Über Szeged und Szekszárd geht es weiter zum Plattensee, der leider wirklich zum Abgewöhnen ist. Vielleicht sind wir auch einfach zur falschen Jahreszeit da. Brühwarmes Wasser, hunderte Meter nur kniehoch und natürlich völlig überlaufen. Hier ist es laut, dreckig und heiß. Die erhoffte Abkühlung bleibt aus und ich frage mich, warum ich schöne Kinheitserinnerungen an diesen See habe. Wir wollen jedenfalls so schnell wie möglich weiter.

Im Chevy Van cruisen wir Richtung Norden zum Neusiedler See, kurz nach der österreichischen Grenze. Hier gönnen wir uns einen Tag Fahrpause und Baden ausgiebig im sauberen, kühlen Wasser. Damit wir pünktlich wieder in München eintreffen, fahren wir die letzte Etappe ausnahmsweise Autobahn. Langweilig, dafür schnell. Und irgendwie bin ich froh, dass mein ungeborenes Kind noch brav im Bauch geblieben ist, als wir Mitte August wieder in München sind.

Fazit

Ich liebe Roadtrips. Man sieht und erlebt einfach so unglaublich viel. Wären wir nach Rumänien geflogen, hätten wir Land und Leute nie so kennengelernt. Es sind die kleinen, freundlichen Begegnungen, die im Gedächtnis bleiben. Schüchterne Menschen, die sich nicht aufdrängen wollen, die aber unglaublich gastfreundlich sind.

Unser Roadtrip nach Rumänien war in jeder Hinsicht ein tolles und wunderschönes Abenteuer. Ich liebe es frei zu sein und spontan zu entscheiden wo man übernachtet oder anhält. Und das Reisen mit Kind hat einen entscheidenden Vorteil: Es schafft oft unbewusst und sehr schnell ein besonderes Vertrauensverhältnis zwischen fremden Menschen und Kulturen.

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