Über die Osterfeiertage nach Kiel an die Ostsee

Wir haben es geschafft! Unser Blazer ist gerade noch rechtzeitig fertig geworden und wir konnten mit neuer Kraftstoffpumpe nach Kiel an die Ostsee cruisen. Dennoch war der Austausch der Kraftstoffpumpe aufwendiger als gedacht und hat mir einige graue Haare beschert. Da ich leider im Internet nicht viele nützliche Informationen finden konnte, habe ich beschlossen in einem extra Beitrag alles Wissenswerte zusammen zu schreiben. In Zukunft könnt Ihr unter der Rubrik Schrauberecke die ein oder andere Reparatur nachlesen.
Karfreitag schraube ich also noch den ganzen Tag. Bis abends haben wir uns Zeit gegeben den Blazer zu reparieren. Falls wir es nicht schaffen, müssen wir mit dem Ignis in den Norden düsen. Nicht so schön, aber zumindest eine Option. Glücklicherweise läuft der Blazer abends um 19:30 Uhr. Wir sind alle sehr froh und machen noch eine Probefahrt. Können allerdings am Samstag nicht früh starten, da vorher noch gepackt werden muss.

Hinfahrt über die Dübener Heide und Schwerin

Vernünftigerweise wollen wir deshalb in zwei Tagen nach Kiel fahren und übernachten kurz hinter Leipzig bei Freunden in der Nähe von Bad Düben am Waldrand. Abends wird gegrillt und unsere Kids verstehen sich idealerweise prima mit den anderen Jungs.
Nach einem ausgiebigen Frühstück fahren wir am nächsten Tag an Berlin vorbei nach Schwerin. Hier machen wir eine längere Pause und bestaunen das Schweriner Schloss mit seinen vielen Türmchen.

Gegen 18 Uhr kommen wir in Kiel an; bei schönstem Sonnenschein. Wir entscheiden uns für den Campingplatz-Möltenort in Heikendorf, der direkt an der Kieler Förde liegt. Leider dürfen keine Zelte direkt oben auf dem Deich aufgebaut werden und wir müssen uns mit der Zeltwiese neben dem Waschhäuschen begnügen.

Dafür ist der Zeltplatz mit 21 Euro pro Nacht recht günstig und die Kids können prima Fußball spielen auf der Wiese. Da die Sonne meist erst gegen Mittag auf unseren Platz scheint, frühstücken wir jeden morgen am Strand. Kochen Kaffee und Tee am Platz und nehmen frische Brötchen, Marmelade, Butter und Honig mit. So können wir morgens schon beste Seeluft schnuppern und bekommen Lust auf die große, weite Welt, wenn Tanker, riesige Fähren, Fischerboote und Luxusyachten ganz nah vorbei ziehen. Denn der Campingplatz liegt an der schmalsten Stelle der Förde; die Ufer liegen hier nur knapp einen Kilometer auseinander.

Wie lange wir vor Ort bleiben wollen, wissen wir noch nicht. Maximal acht Tage haben wir frei, was mit über 2.000 Kilometern Fahrt nicht besonders viel ist. Zumindest wenn man mit 100km/h auf der Autobahn herum tuckert und auch viel Landstraße fährt. So packen wir die paar Tage im Norden Deutschlands voll mit allerlei Unternehmungen.

Ausflug zum Museums-U-Boot und Marine-Ehrenmal in Laboe

Schon lange will ich unbedingt ein U-Boot von innen anschauen und so fahren wir am ersten Tag in Kiel nicht in die Innenstadt, sondern weiter nördlich nach Laboe. Denn hier am Strand liegt das U-Boot U 995 aus dem Zweiten Weltkrieg, das gleichzeitig als Museum und Mahnmal dient. Drinnen ist es unvorstellbar eng, bedenkt man, dass über 50 Männer darin leben mussten. Mit nur einer Toilette, die man auch nur bis maximal 25 Meter Tiefe benutzen konnte. Fasziniert betrachten wir Karten und Kompasse im Navigationsraum und inspizieren die Mini-Küche sowie die riesigen Torpedos.

Der 85 Meter hohe Turm gegenüber des U-Bootes wurde ursprünglich zum Gedenken an die Gefallenen der Kaiserlichen Marine im Ersten Weltkrieg gebaut. Heute dient das Marine-Ehrenmal als Gedenkstätte für die auf See gebliebenen aller Länder.

Laboe ist aber auch einfach ein malerisches Ostseebad, das an diesem Ostermontag die Menschenmassen anzieht. Aus gutem Grund, denn hier gibt es einen Fischerei- und Yachthafen, eine schöne Uferpromenade, ein Meerwasser-Hallenbad und einen herrlich breiten, feinen Sandstrand. Überall werden Fischbrötchen angeboten, Kinder toben auf Spielplätzen oder im Sand und der Blick kann endlich aufs offene Meer schweifen. Praktischerweise verkehren die Fördedampfer mehrmals täglich von hier nach Kiel und zurück.

Schifffahrtsmuseum Fischhalle und Hafenrundfahrt

Nach einem erfolgreichen Tag in der Kieler Innenstadt mit Einkaufsbummel und Sightseeing zieht es uns am dritten Tag wieder näher ans Wasser.

Die Jungs wollen unbedingt ins Schifffahrtsmuseum, das in der alten Fischmarkthalle direkt am Kieler Hafen untergebracht ist. Wir bestaunen viele verschiedene Schiffsmodelle, historische Fotos und nautische Instrumente. Die Kids fühlen sich besonders in der Kinderausstellung zum Thema Fischfang wohl. Hier können sie malen, riechen und Schubladen aufziehen. Perfekte Stationen für Kleinkinder, die voller Tatendrang sind. Aber das beste sind die drei Oldtimerschiffe, die gegenüber an der Museumsbrücke vertäut sind. Ein Dampfeisbrecher von 1905, ein Feuerlöschboot von 1941 und ein Seenotrettungskreuzer von 1944 dürfen zum Glück der Kinder betreten und untersucht werden.

Anschließend machen wir noch eine zweistündige Hafenrundfahrt, die zwar sehr interessant ist, doch für unseren dreijährigen Sohn eindeutig zu lange dauert.

Entlang der Ostseeküste von Kiel nach Kappeln

Am nächsten Tag starte ich den Blazer voller Vorfreude, denn wir machen einen Tagesausflug nach Kappeln, das auf halber Strecke nach Flensburg liegt. Endlich wieder länger Blazer fahren und ich genieße es gemütlich die ungefähr 70 Kilometer die Ostseeküste entlang zu zuckeln bevor wir das knapp 10.000-Einwohner-Städtchen erreichen.
Im Hafen schauen wir den unzähligen Anglern zu und bestaunen die vielen Fischerboote. Natürlich essen wir wieder Fischbrötchen. Und die schmecken hier ganz besonders gut. Als die Sonne plötzlich heraus kommt, bekommen die Kinder spontan ein Eis. In der Eisdiele gibt es unzählige tolle Kreationen und auch ihr schwarzes Sesameis scheint sehr lecker zu schmecken.

Insgesamt überrascht mich Kappeln sehr positiv. Es ist ein nettes Städtchen mit allerlei Läden und einer lebendigen Innenstadt. Wir kaufen einen aktuellen Straßenatlas und finden endlich eine tolle Picknickdecke zum Frühstücken.

Toll für Kinder: Freilichtmuseum Molfsee in Kiel

Am letzten Tag in Kiel wollen wir uns unbedingt noch das Landesmuseum für Volkskunde, das Freilichtmuseum Molfsee anschauen. Es soll das schönste Freilichtmuseum in Deutschland sein und auch wir sind begeistert. Über 60 meist reetgedeckter Bauernhäuser, Scheunen, Werkstätten und Mühlen aus ganz Schleswig-Holstein sind hier in mühevoller Arbeit wieder aufgebaut worden. Regelmäßig wird in den verschiedenen Werkstätten wie der Korbflechterei, Weberei, Meierei oder Töpferei traditionell gearbeitet. Auf diese Weise wirkt das Gelände sehr lebendig. Auch die Haltung alter Nutztierrassen wie Sattelschweinen, Schafen, Hühnern und Gänsen trägt zu diesem Gefühl bei und hat den Kids ausgesprochen gut gefallen.

An der alten Meierei befindet sich ein tolles Café, in dem viele leckere Köstlichkeiten angeboten werden. Außerdem gibt es ungefähr in der Mitte des Geländes einen kleinen Jahrmarkt mit Schiffschaukel, Kettenkarussell und großem Spielplatz.

Wir kommen nicht weg aus Kiel

Nach fünf Nächten an der Kieler Förde geht es für uns über Leipzig nach München zurück. Soweit zumindest der Plan. Um 8:30 Uhr ist der Blazer mit Kids und Gepäck beladen, ein bisschen Öl nachgefüllt und Luftdruck gecheckt. Doch der Blazer springt nicht an…und das obwohl er jetzt jeden Tag ohne Murren lief. Nach erfolgloser Fehlersuche springt er mittags doch wider Erwarten an und wir machen uns sogleich auf den Weg. Spontan fahren wir hinter Hamburg von der Autobahn ab, da rund um Hannover viel Stau sein soll. Die Fahrt über Landstraßen macht sowieso viel mehr Spaß! In Leipzig müssen wir übernachten, da es schon so spät ist und damit auch den Blazer ausmachen.

Am nächsten Morgen sind wir deshalb nicht sonderlich überrascht, dass er nicht anspringt und beginnen mit der Fehlersuche. Trotzdem ist es blöd und die Kinder quengeln verständlicherweise. Durch Überbrücken des Vorglührelais bringen wir ihn schließlich zum Laufen. Woran es genau liegt, kannst Du bald in der Schrauberecke nachlesen.

Fazit

Man kann nie sicher sein, dass der Blazer anspringt. Manchmal nervt das, aber meist ist diese Ungewissheit schön. Und mit jedem weiteren Abenteuer und neuen Kilometern lernen wir ihn besser kennen und können die Schwierigkeiten schneller analysieren und beheben.

Wenn ich die Meerluft einatme, der Wind meine Haare zerzaust und ich zitternd nach einem kalten Bad auf Sonne hoffe, geht es mir einfach gut. Deshalb habe ich die vier Tage an der Ostsee sehr genossen. Die vielen Segelschiffe und Fähren versprühen ihren ganz eigenen Charme und man kommt sich in der Stadt nicht so eingeengt vor.
Auch die vielen reetgedeckten oder rotgeklinkerten Häuser gefallen mir sehr. Kiel selbst hat mich nicht so begeistert wie Lübeck, allerdings sind die Museen erstklassig.

Vielleicht muss man einfach älter sein, um die deutsche Küste endlich wertschätzen zu können.

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