Einmal im Jahr brauche ich das. Einen Urlaub um mich von unseren Urlauben zu erholen. Ohne viel Rumreisen, ohne Autoprobleme, ohne tägliches Zelt auf- und abbauen. Dafür viel Natur, Sonne und Meer – einfach meine Art des Wellnessurlaubs.
Also geht es Anfang April für zwei Wochen nach El Hierro. Das bedeutet wir fliegen nun schon zum dritten Mal mit beiden Kids nach Teneriffa, um von dort aus einen Tag später die Fähre nach El Hierro zu nehmen. Diese Insel ist für mich immer noch ein kleiner Geheimtipp, der südwestlichste Fleck Europas, der durch viel Sonne, Ruhe und wunderbare Natur besticht.
Gerne nehme ich dafür zwei Anreisetage in Kauf und verzichte auf klassische Sandstrände. Die raue Felsküste und spezielle Bademöglichkeiten (Naturschwimmbecken in La Caleta oder die Bucht bei Tacorón) sind spannender und vielfältiger als jeder Sandstrand!
Zelten im Kiefernwald
Der einzige Campingplatz der Insel, Hoya del Morcillo, liegt auf knapp 1000m in einem Kiefernwald und lässt meiner Meinung nach keine Wünsche offen. Zahlreiche Grillstellen, gute Sanitäranlagen (warme Duschen!), ein großer Spielplatz, klare Luft und absolute Ruhe – für mich ein Paradies.
El Hierro im April: Abseits der Massen
Auch an Ostern bleiben wir wider Erwarten fast unter uns, ähnlich wie an Weihnachten 2016. Nur die Anzahl der Picknickbänke, Grillstellen sowie Parkplätze lassen darauf schließen, dass es sich im Sommer um ein beliebtes Ausflugsziel handelt. Laut Touristeninformationszentrum in Valverde ist dann auch der letzte „Platz“ ausgebucht.
Erste Erkenntnisse
Am ersten Tag sind wir noch beschäftigt mit einkaufen, Quellwasser abfüllen und Zelt aufbauen. Da unsere Kraxe auf Teneriffa nicht ankam fehlen uns einige wichtige Dinge wie Kocher und Wäscheleine, die erst noch besorgt werden müssen. Was lernen wir daraus? Erstens: Niemals elementare Dinge ins Sperrgepäck packen. Zweitens: Mit einem zweijährigen Kind geht es auch gut ohne Kraxe.
Lieblingsort: La Caleta
Doch schon am zweiten Tag sind wir endlich wieder in La Caleta, baden in den wunderschönen Meerwasserbecken, trauen uns Köpfer vom Sprungturm ins Meer und alle sind im Glück. Die Sonne lacht bei 22 Grad Celsius und nichts wird überflutet. Krasser Unterschied zu den Winterstürmen im Dezember… El Hierro im April ist wirklich zu empfehlen!
Kurzerhand lassen wir die Badesachen liegen und trinken im Café an der Straße (Yesimar) einen super leckeren Cortado und einen Americano für je 0,90 Euro. Wo gibt es sowas noch?
Endlich Essen im Casa Goyo
Als wir schließlich aufbrechen, sind alle ausgehungert und wir beschließen in San Andrés im Casa Goyo zu essen. Und es hat wirklich offen! (Die letzten Male auf El Hierro im Dezember oder Januar war es stets geschlossen.) Die gefüllte Hühnerbrust ist lecker; mir aber zu üppig. Die Vorspeisen, Kichererbsen und Hühnerkroketten, dagegen der absolute Hit. Auch die Lasagne ist erstklassig! Alles viel, heiß, fettig und lecker. Was man halt so braucht, wenn man bei 9 Grad Celsius in Passatwolken auf 1100m lebt…
Playa del Verodal und die einsame Westküste
Playa del Verodal ist einfach ein Muss. Auch wenn wegen der gefährlichen Strömung und Steinschlaggefahr ans Baden nicht zu denken ist. Allein der wunderschöne Weg über El Julan dahin und dann dieser Traumstrand.
Für uns geht es jedoch weiter zu den Arenas Blancas, den einzigen weißen Sandstränden der Insel. Auch hier kann man eher schlecht baden auf Grund der vielen Steine und Felsbrocken im Wasser. Dafür ist der Strand perfekt zum Muscheln suchen und zum Paragleiter beobachten.
Zufällige Begegnungen
Man könnte jetzt weiter vorschwärmen von diversen genialen Bademöglichkeiten wie La Maceta, dem Kiosk oben mit den leckeren Lapas (Napfschnecken), dem Sonntagsmarkt in La Frontera oder einfach erzählen wie wunderschön es ist bei Wolken und 8 Grad Celsius kuschlig im Vorzelt zu frühstücken und zu beobachten wie ganz nah eine Schafsherde mit zwei Hunden vorbeizieht.
Einfach mitten über den Campingplatz. Das geht so einfach, da es keine Zäune oder Absperrungen gibt, sondern einfach nur unberührte Natur. Mit dem Schäfer werden ein paar spanische Wörter gewechselt bevor die Tiere langsam wieder verschwinden.
Dafür liebe ich El Hierro und die Herreños, die sich bisher auch erfolgreich gegen Großprojekte wie eine Raketenabschussrampe oder ein riesiges Teleskop eingesetzt haben.
Fazit
Alles in allem war es oft sonnig auf dem Campingplatz und so viel früher hell als im Winter. Ungefähr vier Grad Celsius wärmer, was insbesondere nachts viel ausmacht. Weniger Wind und dadurch leichter zu kochen sowie ungefährlicher im Meer zu baden. Also ein richtiges Campingabenteuer für Sparfüchse (Mietwagen und Campingplatz sind extrem günstig) und Warmduscher, das wir sicherlich bald wiederholen werden!