El Hierro: Der Reiz einer einsamen Atlantikinsel

Wann waren wir eigentlich zuletzt auf El Hierro? Auf dieser einsamen spanischen Atlantikinsel, auf der ich mich so daheim fühle. Immer wenn es bei uns nass und ungemütlich wird, kommt diese Frage unweigerlich.
Es ist erstaunlicherweise nicht einmal ein Jahr her, dass wir dort zwei herrliche Urlaubswochen verbringen konnten. Im März diesen Jahres genossen wir die frische Luft, den klaren Sternenhimmel, das tosende Meer und die sympathischen Menschen der kleinsten Kanarischen Insel das letzte Mal. Zu lange her entschieden wir, um 2020 nicht wieder dorthin zu reisen. Dann zum fünften Mal mit beiden Kids.

Urlaubsplanung 2020

Die Vorstellung mich jetzt schon um die detaillierte Urlaubsplanung für das Jahr 2020 kümmern zu müssen, widerstrebt mir doch etwas. Anscheinend muss ich mich noch daran gewöhnen Mutter eines Schulkindes zu sein und etwas frühzeitiger mit der Ferienplanung zu beginnen. Vorbei die Zeit der günstigen Flüge in der Nebensaison und der spontanen Roadtrips. Doch was nutzt all das Meckern und Zaudern? Stellen wir uns lieber der aktuellen Situation und machen das Beste daraus. Das bedeutet wir werden die zwei Wochen Osterferien im April 2020 wieder auf El Hierro verbringen. Natürlich zu nicht ganz so günstigen Konditionen wie sonst. Trotzdem sparen wir uns durch das Zelten auf dem wunderschönen Picknick- und Campingplatz Hoya del Morcillo hohe Ausgaben für eine Unterkunft.

Zeltplatz Hoya del Morcillo

Beliebteste Beiträge über El Hierro

El Hierro ist nicht nur meine persönliche Lieblingsinsel, wie ich immer wieder feststelle. Denn zu den beliebtesten Artikeln dieses Blogs zählen meine vier Reiseberichte über das kleine Eiland. Die spektakuläre Landschaft und die Abgeschiedenheit spielen dabei bestimmt eine große Rolle. El Hierro wird seit ein paar Jahren immer populärer, doch für den Massentourismus wird sich die kleine Insel zum Glück nie eignen. Dafür fehlen einfach entscheidende Dinge wie Direktflüge, Bettenburgen und kilometerlange Sandstrände.

Die spannende achtteilige Serie “Hierro” hat wohl ihr übriges dazu beigetragen, um die schroffe, facettenreiche Insel dem breiteren Publikum vorzustellen. Doch dem Charme der Insel wird auch die negative Seite wie begrenzte Arbeitsplätze entgegen gestellt. Viele junge Leute ziehen zum Arbeiten oder Studieren um. Eine Universität gibt es auf der kleinen Insel selbstverständlich nicht; auch ein Kino sucht man vergebens.

Irgendwie das Gegenteil von München

Für mich ist diese Insel irgendwie das Gegenteil von meinem aktuellen Wohnort München. Flächenmäßig etwas kleiner als die bayrische Hauptstadt leben gerade einmal 11.000 Menschen hier. Es gibt keine Industrie, keine Hochhäuser, keine Einkaufszentren und keine Vergnügungsparks. Dafür viele Freizeitmöglichkeiten im Freien.
Klar, wir Münchner lieben unsere Isar, doch was ist diese gegenüber dem Meer? Insbesondere dem rauen Atlantik? Und falls mich mal das Heimweh plagt, bekomme ich sogar bayrische Brezn auf dem Sonntagsmarkt in La Frontera bei Heidrun und Jörg.

Was macht den Reiz von El Hierro aus?

Verschiedene Punkte veranlassen uns immer wieder die kleine Insel zu besuchen; trotz aufwendiger Anreise. Diese Insel hat mich seit unserem ersten Besuch im Dezember 2015 in ihren Bann gezogen. Doch den Charme, den diese Insel versprüht kann man auch ganz konkret benennen. Ein Versuch das reizvolle El Hierro zu charakterisieren:

  • Abgeschiedenheit
    Die westlichste Kanarische Insel ist sozusagen die letzte Station vor Amerika. Schon Kolumbus hat damals seine Vorräte hier aufgefüllt. Das Eiland ist spärlich besiedelt und es gibt keinen Massentourismus. Dafür viel Platz und absolute Ruhe; sieht man einmal vom Tosen des Meeres, vom Kreischen der Vögel oder vom heulenden Wind ab. Ein perfekter Ort um dem Großstadtlärm zu entfliehen und zu entschleunigen. Außerdem gibt es so gut wie keine Lichtverschmutzung. Ich habe selten Orte gesehen, an denen sich ein solch klares Sternenbild zeigt.
  • Wärme
    Das Klima ist ganzjährig mild und es gibt nur wenige Regentage. Trotzdem ist das Wetter etwas rauer als auf den anderen Kanarischen Inseln. Oft hängen Nebelschwaden im bergigen Norden oder der Inselmitte. Theoretisch kann man auch auf El Hierro das ganze Jahr über Baden. Doch praktisch gibt es im Dezember und Januar oft Stürme, die dies nicht zulassen. Auf Grund der Folgen wie hoher Wellengang und starker Strömung. Dafür ist die Insel seltener vom Calima betroffen als beispielsweise Lanzarote. Die vielen Sonnenstunden und den starken Wind empfinde ich als unbezahlbare Wohltat.
  • spektakuläre, vielseitige Landschaft
    Doch die ersten Punkte wären nichtig ohne die abwechslungsreiche, spektakuläre Landschaft der Vulkaninsel: Schroffe Lavafelsen, märchenhafter Lorbeerwald, windgepeitschte Wacholderbäume, kleinere Sandstrände, majestätische Kiefern und insbesondere dieser Rundumblick, der dem Malpaso (1501m), der höchsten Erhebung El Hierros, zu verdanken ist.
  • intakte Natur
    Bereits im Jahr 2000 hat die UNESCO El Hierro zum Biosphärenreservat erklärt. Das bedeutet eine rundum schützenswerte intakte Natur, sowohl im Meer als auch an Land und in der Luft. Ideale Voraussetzung für Outdoor-Sportarten wie Wandern, Tauchen, Gleitschirmfliegen oder Biken. Außerdem gibt es hier keine Industrieabgase, was für Allergiker wie mich natürlich sehr angenehm ist. Aber auch das lokale Essen wird durch die intakte Natur zu einem Gaumenschmaus. Frischer, bezahlbarer Fisch vom Allerfeinsten ist hier eine Selbstverständlichkeit.
  • gelassene, direkte und engagierte Menschen
    Herreños sind unbeirrbar und machen ihr Ding. Sie lieben ihre Insel mit all ihrer Schönheit, Kargheit, Wildheit. Es scheint ihnen ein direktes und unaufgeregtes Naturell eigen zu sein. Das gefällt mir sehr. Und sie sind ausgesprochen kinderfreundlich. Das Beste ist jedoch, dass sie ihre Insel achten und schützen. Sie wollen nachhaltigen, sanften Tourismus, der verträglich für Land und Leute ist. Herumliegenden Müll oder riesige Reklametafeln kennt man hier nicht.

Wenn die Realität einen einholt

Soviel zu den vielen positiven Eigenschaften, die für mich den besonderen Reiz El Hierros ausmachen. Die auch einen gelungenen Urlaub garantieren, wenn man entschleunigen möchte und keine Party-Metropole sucht.
Doch reichen diese Merkmale auch aus, um hier länger zufrieden leben zu können? Wie kann ich Geld verdienen, wenn schon viele Einheimische arbeitslos sind? Vermisse ich nicht hin und wieder ein Kino oder will auf ein Konzert gehen?

Es bleibt spannend wie sich diese Inselliebe weiter entwickeln wird.

Hast Du auch einen Lieblingsort? Was hält Dich vielleicht davon ab Deinen Lebensmittelpunkt dorthin zu verlagern?

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