Wintercamping auf El Hierro mit Baby und Kleinkind

Wir sind zurück. Endlich! Und wie vor elf Monaten beschlossen mit Zelt und Schlafsäcken. Wintercamping auf El Hierro, das klingt nach Abenteuer und kuschligen Zeltabenden. Denn dass es kalt werden würde, wussten wir. Aber so ungemütlich und dunkel hatten wir es uns nicht vorgestellt.

Es herrschen eisige klimatische Bedingungen

Selbst die Herreños klagen im Dezember 2016 über die furchtbare Kälte und den eisigen Wind. Alle laufen in dicken Wintermänteln und zum Teil mit Handschuhen herum, zumindest ab 800m Höhenlage. Dieser Winter ist untypisch und richtig kalt für die Kanarischen Inseln. Ausgerechnet in diesem Jahr, wenn wir zum ersten Mal auf dieser wunderschönen Insel zelten. Anfangs fällt es uns deswegen auch schwer den Zauber der Insel zu genießen und wir sind damit beschäftigt die Kinder bei Laune zu halten.

Doch nach ein paar Tagen hat sich so etwas wie eiserne Routine eingestellt und wir können inzwischen auch bei dem tosenden Wind schlafen, der nachts durch die Bäume fegt und unheimliche Geräusche verursacht. Hier oben auf 1000m mitten im Kiefernwald gibt es keine Ablenkung, da wir auch keinen Strom haben. Dafür den schönsten Sternenhimmel, den ich je gesehen habe. Die klare Luft, die Geräusche der Tiere, die ab und zu durchblitzende Sonne und diese Einsamkeit sind einfach herrlich.

Mit Zelt und Kindern fliegen heißt verzichten

Zum Glück haben wir viele warme Wollsachen eingepackt. Für Wintercamping auf El Hierro benötigt man Mützen, Pullis und gute Jacken. Dennoch scheint der eisige Wind in jede Pore zu kriechen. Mir fehlt meine Skiunterwäsche und eine lange Hose zum Wechseln. Doch dafür war kein Platz mehr. Warme Kindersachen gingen eindeutig vor. Und nachdem wir zwei Reisetaschen mit Campingsachen wie Zelt, Schlafsäcken, Isomatten, Kochgeschirr, Kocher, Wäscheleine, Kerze, Taschenlampe, Hängematte und Decke füllten, blieb nur noch ein Rucksack für alle. Für Kleidung, Schuhe, Kulturbeutel, Erste-Hilfe-Set, Badesachen und Windeln. Aber es klappte. Und es tat auch mal gut einige Sachen in Frage zu stellen, die man auf Roadtrips meist mitnimmt und nicht braucht.

Aus Prinzip ziehen wir auf dem Campingplatz dennoch Badeschlepper an und lassen die Wanderschuhe auslüften. Die Kinder können wir abends trotz Warmwasser nicht duschen, da der kurze Weg zum Zelt schon zum Auskühlen reicht. So müssen sie die kalten Waschlappen ertragen und dafür werden sie lange warm gekuschelt und dürfen spannenden Geschichten lauschen.

Viel wandern um warm zu bleiben

Täglich unternehmen wir lange Spaziergänge um warm zu bleiben und uns mit dem Nötigsten einzudecken. Natürlich auch um zwischendurch einen Cortado zu trinken und einem Regenschauer zu entfliehen. Die grünen Wiesen sehen schließlich nicht umsonst so saftig grün aus.

Wandern zum Samstagsmarkt in El Pinar

Neben Lebensmitteln und frischen Backwaren wird auch diverses Kunsthandwerk angeboten. Letztendlich kaufe ich auf dem Samstagsmarkt in El Pinar wunderschöne Ohrringe bei dem deutschsprachigen Künstler Paul Hoyer. Er schafft Schmuckstücke aus filigran gearbeitetem Silber, vereint mit den typischen Lavasteinen der Insel. Unikate, die schön und rau wie das Eiland selbst sind. Bereits während unserer Familienzeit letztes Jahr kaufte ich eine besondere Kette bei ihm. Übrigens bietet er auch Unterkünfte in El Pinar an. Für Menschen, die nicht unbedingt zelten möchten.

Lustigerweise hatten alle Mitleid mit uns. Es hatte sich inzwischen herumgesprochen, dass momentan eine Familie auf dem Campingplatz residiert und wir bekamen einige Leckereien geschenkt. Das ist eben auch El Hierro. Diese Solidarität und Herzlichkeit machen die Menschen dort so liebenswert.

Sonne tanken in La Caleta

Um Wintercamping auf El Hierro auszuhalten, benötigt man Orte an denen verlässlich die Sonne scheint. So ein Lieblingsort ist deswegen La Caleta für uns und insbesondere für die Kinder. Die können in den mit Meerwasser gefüllten Pools wunderbar schwimmen. Eigentlich, denn diesen Winter ist es wahnsinnig stürmisch. Drei Meter hohe Wellen überfluten alles und machen selbst hier das Baden meist unmöglich. Kaum vorstellbar, dass wir an diesem Ort vor einem Jahr mit unseren Großeltern baden waren. Am ersten Tag haben wir noch Glück, denken aber noch es ist normal und schätzen das ruhige Meer nicht. Da ich mit einer Mittelohrentzündung geflogen bin, ist anfangs baden noch nicht angesagt und ich verpasse damit meine Chance in la Caleta vom Sprungturm zu springen.

Lagartario, Cueva de Guinea und
Ecomuseo

Zum Glück bietet diese vielseitige Insel noch zahlreiche andere Sehenswürdigkeiten. Und so beschließen wir spontan ins Golftal zu fahren und noch einmal die Rieseneidechsen von El Hierro im Lagartario zu besichtigen, die auf der Insel endemisch sind. Die seltene Spezies lagarto gigante steht unter Naturschutz und wird im Lagartario nachgezüchtet. Bisher konnten rund 350 Exemplare auf dem Roque del Salmor und bei El Julán freigelassen werden.

Die Höhle Cueva de Guinea kennen wir bisher noch nicht, sind aber nach dem Besuch einigermaßen enttäuscht. Aber wahrscheinlich weil man nach der beieindruckenden Cueva de los Verdes auf Lanzarote nur enttäuscht sein kann.

Umso besser gefällt unserem vierjährigen Sohn das Ecomuseo mit den traditionellen Steinbehausungen. Hier wird gezeigt wie ein Inseldorf einst aussah und auch diverse Lavatunnel, in denen ab dem 3. Jahrhundert n. Chr. die altkanarischen Vorfahren lebten, kann man besichtigen.

Fazit

Zelten mitten im Kiefernwald auf El Hierro ist wunderschön. Im Winter bei nächtlichen Temperaturen um die 2 Grad Celsius mit Baby und Kleinkind aber ziemlich anstrengend und nur etwas für hartgesottene Familien. Trotzdem schweißt solch ein Abenteuerurlaub mit abendlichem Lagerfeuer die Familie sehr zusammen und alle profitieren davon. Einfach mal die Seele baumeln lassen; das kann man hier prima.
Das nächste Mal wollen wir an Ostern wiederkommen, wenn es hoffentlich schon etwas wärmer ist und insbesondere früher hell wird. Denn so schnell haben wir von diesem kleinen Eiland im rauen Atlantik noch nicht genug.

2 Kommentare bei „Wintercamping auf El Hierro mit Baby und Kleinkind“

  1. Vielen Dank für Deine beiden El Hierro – Artikel! Es war mir eine Freude, sie zu lesen. Nach einem Urlaub im Oktober (sehr gute Reisezeit – nicht so grün, aber sehr schön zum Baden und zum Wandern) habe ich starke Sehnsucht nach dieser Insel und spiele mit dem Gedanken, Ostern wieder hinzureisen.

  2. Hallo Laura,
    vielen Dank für Deinen Kommentar! Genau genommen gibt es bereits vier El Hierro-Artikel. Unter Reiseziele, Spanien, findest Du alle zum Nachlesen. Auch einen über Ostern – eine Zeit, die ich sehr empfehlen kann. Viel Glück Dir, dass Du bald wieder hinreisen kannst!

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