Die Ostsee lockt: Roadtrip in den echten Norden

Unser Roadtrip in den Pfingstferien führt uns in den echten Norden an die Ostsee. Zwei Wochen bleiben wir in Schleswig-Holstein, dem nördlichsten Bundesland, das mit dem Slogan der echte Norden wirbt. In einer Ferienwohnung in Hohwacht wollen wir den lang ersehnten Urlaub genießen. Der letzte liegt schon sehr lange zurück (Skifahren in Österreich), genau genommen im letzten Jahr.

Lediglich ein Kurztrip nach Wismar stand Anfang Februar auf unserer Agenda. Dort blieben wir zwei Nächte, um ein Haus anzugucken, ein bisschen durch Wismar zu schlendern und natürlich in die kalte Ostsee zu springen. Bei ungefähr sechs Grad Celsius Wassertemperatur ließ mich der Rest der Familie aber leider alleine baden.

Und so sind wir sehr froh, dass man zumindest wieder innerhalb Deutschlands verreisen darf und wir ein bisschen mehr Zeit haben. Trotzdem sind viele Leute skeptisch, ob das in Zeiten von Corona sinnvoll ist. Es haben uns einige Bekannte vor überlaufenen Stränden gewarnt und es wurden genügend Zeitungsartikel veröffentlicht, die behaupteten es gebe nicht einmal mehr freie Unterkünfte.
Nichts davon kann ich bestätigen. Wir haben unsere Ferienwohnung an der Hohwachter Bucht nur zwei Wochen vorher gebucht und es war bei weitem auch nicht die letzte freie. Die Strände waren nicht überlaufen, eher sehr menschenleer. Einzige Ausnahme war der Pfingstmontag, der mit traumhaften Temperaturen wohl doch Jung und Alt ans Meer lockte.

13 Stunden Reisezeit von München zur Ostsee

Natürlich tuckern wir mit unserem geliebten Blazer in den hohen Norden. Mittlerweile haben wir auch einen Startknopf nachgerüstet, der ordentlich was aushält. So müssen wir nicht mehr die zwei Kabelenden aneinander halten, dass die Funken sprühen. Etwas langweilig, doch dafür springt er deutlich besser an.

Wir kommen Sonntag früh um sieben Uhr los und verschieben das Frühstück auf die Fahrt. Das ist wahrlich kein Nachteil, denn frische Semmeln vom Bäcker, Kaffee und Tee sowie Butter, Marmelade, Honig, Käse und Wurst haben wir dabei. Ich schmiere gefühlt stundenlang Brötchen, denn Reisen macht hungrig. Auch die Aufregung und Ungewissheit, ob mit unserem Oldtimer alles glatt läuft.

Aber wir kommen prima durch und müssen nur in Halle unfreiwillig eine Stunde Pause im Krankenhaus machen. Eine Zecke hat sich am Hinterkopf unseres Jüngsten so festgebissen, dass die Kieferwerkzeuge beim Rausziehen stecken bleiben. Die Stelle ist rot und geschwollen und wir wollen lieber auf Nummer sicher gehen. Die Überreste der Zecke werden fachmännisch entfernt und wir mit einem Antibiotika-Rezept für den Notfall ausgestattet. Erleichtert setzen wir unseren Roadtrip durch Deutschland fort.

Die Ostsee vor der Tür: Ferienwohnung in Hohwacht

Je weiter wir nach Norden kommen, desto schöner wird das Wetter. Kurz vor der Küste genießen wir das Fahren durch die wunderschönen, alten Alleen im Abendlicht. Und nach einer kleinen Anhöhe liegt das Meer endlich vor uns.
Wir finden die Pension am Strandweg ohne Probleme und Kerstin Brötzmann erwartet uns bereits. Sie zeigt uns die Ferienwohnung unterm Dach und wir sind mehr als zufrieden. Es wurden hier zwei Wohnungen zusammengelegt und wir haben zwei Schlafzimmer, zwei Bäder, Küche, Wohn- sowie Esszimmer für uns. Alles etwas verwinkelt und die Wohnung ist auf Grund der geringen Deckenhöhe nicht für sehr große Menschen geeignet. Doch sie ist ansprechend und liebevoll eingerichtet. Und das beste ist natürlich die Lage: In zwei Minuten sind wir am Sandstrand.

Am nächsten Tag ziehen wir uns gleich Badesachen an und gehen mit Handtüchern, Büchern, Sonnencreme, Buddelsachen und Keschern ausgerüstet zum Strand. Selbstverständlich kann man hier auch Strandkörbe mieten, doch so alt fühle ich mich noch nicht. Am liebsten liege ich immer noch direkt im Sand. Wir verbringen einen herrlichen Strandtag an der Ostsee bei traumhaftem Wetter.
Nebenan bei Tom` s Hütte holen wir uns ein kühles Bier oder mal ein Fischbrötchen.

Das Meer ist hier sehr klar und es wird angenehm rasch tiefer. Für meinen Geschmack viel schöner als bei Wismar oder in der Lübecker Bucht. Ein wirklich toller Ort zum Baden für Groß und Klein.
Die Wassertemperatur beträgt anfangs noch 17 Grad Celsius und kühlt dann nach zwei Tagen auf 14 Grad Celsius ab. Doch das schreckt uns nicht ab und wir gehen bei jeder Wetterlage schwimmen. Schließlich sind wir die kühle Isar gewöhnt. Das beste: Einmal vor dem Frühstück reinspringen und schon kann man Kaffee und Brötchen doppelt genießen.

Coole Radltouren mit den Kids

Aber nur Strand wäre natürlich langweilig und so sind wir froh, dass wir dank neuem Fahrradgepäckträger alle Radl mit dabei haben. Ein bisschen Abenteuer und Action ist damit gesichert.

Einmal rund um den Großen Binnensee

Die aufregendste und schönste Fahrradtour machen wir am letzten Tag. Es ist eine 17,5 km lange Rundtour um den Großen Binnensee in der Nähe von Hohwacht.
Rund 2,5 Stunden sollte man mit kleinen Kindern und Pausen einplanen.

Los geht es immer an der Küste entlang, auf dem Deich oder am Strand, zum kleinen Hafen Lippe. Dann einen schmalen Weg zwischen zwei Reetdachhäusern hindurch und weiter durch die herrlichen Dünen bis zum Strand von Behrensdorf. Danach biegt man links ins Landesinnere ab, am Campingplatz vorbei in den Ort hinein bis man links den Abzweig nach Stöfs nimmt. Ungefähr zwei Kilometer radelt man auf einem Fahrradweg neben der Landstraße bevor der Abzweig links zum sehenswerten Gut Waterneverstorf führt. Eine alte Allee führt weiter geradeaus und wird immer schmaler. Stets links am Seeufer halten.
Nach Regen ist der Weg sehr matschig und ein Mountainbike empfehlenswert.

Hier beginnt auch der abenteuerliche Teil der Strecke mitten im Nirgendwo. Der Weg macht einen Rechtsknick und kurze Zeit später geht links ein Weg den Berg nach oben. Diesen Weg durch den Wald nehmen. Der Berg zieht sich und die Kids müssen sich trotz acht Gängen ordentlich anstrengen.
Nach ungefähr 1,5 km muss man gut aufpassen, um den schmalen Pfad rechts hinab nach Haßberg nicht zu verpassen. Hier gibt es leider kein Hinweisschild. Der Weg wird immer enger und führt durch Büsche und Brennnesseln. Die Jungs haben sichtlich Spaß bei der Abfahrt.
Wenn eine kleine Brücke überquert werden muss und das Dickicht sich lichtet ist man richtig. Weiter zur Landstraße vorfahren, diese einmal überqueren und auf dem Gehweg nach links weiter fahren. Nach ungefähr 1,5 km erreicht man Haßberg. Durch den Ort geradeaus weiter und schon bald erreicht man den Ausgangspunkt Hohwacht.

Auf dem Küstenweg zur geologischen Exkursion

Am vierten Tag schnappen wir uns spontan die Räder und radeln die Küste entlang Richtung Weißenhäuser Strand.

Wir wählen einen schmalen Wanderweg durch Felder und Wiesen. Oft geht es etwas holprig über Stock und Stein und spätestens jetzt bereue ich es, mir noch kein Hardtail gekauft zu haben. Mein Fixie muss herhalten und schlägt sich eigentlich auch ganz tapfer. Einziges Manko: Das Tempo der Kids am Berg eignet sich nicht wirklich zum Schwung holen. So muss ich den ein oder anderen Berg doch mal absteigen und schieben. Dafür freuen sich die Jungs und feiern umso mehr ihre Mountainbikes.

Dank einem tollen Strandspaziergang mit dem Geologen Herr Jannsen tags zuvor, können wir wirklich den größten Teil der Steine bestimmen. Wir genießen die Ruhe und die Jungs sammeln unzählige schöne Strandsteine.

Herr Jannsen arbeitet normalerweise im Geotanium in Gettorf und hat in Hohwacht einen zweistündigen geologischen Strandspaziergang angeboten. Diesen möchte ich Familien mit kleinen Kindern unbedingt empfehlen. Veranstaltungshinweise dieser Art finden sich auf der großen Infotafel beim Edeka in Hohwacht.
Das ambitionierte Ziel dieser geologischen Exkursion ist es, alle Steine, die hier am Strand vorkommen, bestimmen zu können. Und es klappt wirklich. Herr Jannsen schafft es die Kids zu begeistern und erklärt schwierige Sachverhalte leicht und verständlich.
So reden wir bald alle von Feuersteinen, Gneisen, Granit, Basalt, Porphyren und Sandstein. Kalksteine gibt es in der Gegend zum Glück nicht, deswegen können wir uns auf diese sechs Gruppen beschränken. Auch unterschiedliche Versteinerungen stehen auf dem Programm. Wir lernen Donnerkeile und Wurmröhrensandstein kennen sowie Muschelgesteine von Moostierchen unterscheiden.

Tagesausflug nach Eckernförde

In den ersten Urlaubstagen sind wir bereits zweimal von Hohwacht nach Noer in die Eckernförder Bucht gefahren, um ein Haus anzuschauen. Der Naturstrand von Noer (Titelbild) hat uns begeistert und so wollen wir auch noch das kleine Städtchen Eckernförde entdecken.

Die Landeshauptstadt Kiel klammen wir diesmal bewusst aus, da wir bereits im April 2019 dort waren und zur Zeit keine Lust auf eine große Stadt haben.

Wir bummeln durch die schön erhaltene Altstadt von Eckernförde und die Kids kaufen Postkarten und kleine Souvenirs. Im Hafen bestaunen wir imposante Segelboote und schnelle Yachten. Bei einem obligatorischen Fischbrötchen an der Strandpromenade wohnen wir zufällig einer Truppenübung der Marine bei und sehen Fallschirmspringer aus dem Flugzeug ins Meer gleiten.

Schlechtes Wetter gibt es nicht an der Ostsee

Dank dem Wind an der Ostsee ändert sich das Wetter relativ schnell. Kommen mal Regenwolken, werden sie zügig wieder weg gepustet und bald blitzt irgendwo die Sonne durch. Tagelanger Regen, wie öfters in München, gibt es hier eher nicht. Dafür weht immer mal wieder eine ordentliche Brise, die sich prima zum Drachen steigen lassen eignet.
Und sollte es doch einmal etwas schlechter sein, kann man ja immer noch Kuchen und Torten essen…

Fazit

Oben im Norden Deutschlands lässt es sich gut aushalten. Wir fühlen uns hier an der Ostsee immer wohler. Die Weite des Meeres, die schnelle Änderung der Wetterlage, die kleinen Städtchen und die schönen Alleen erzeugen ein Gefühl von Freiheit.

Obwohl wir doch die meisten Tage das Auto stehen lassen, sind wir in den 13 Tagen schließlich rund 2.500 Kilometer gefahren. Und der Blazer hat nicht einmal gemurrt.
Toller Oldtimer, toller Urlaub und ein Haus finden wir bestimmt auch noch. Immerhin wissen wir jetzt in welcher Ecke Deutschlands es stehen sollte.

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