Unser Roadtrip beginnt an der Ostseeküste Polens

Natürlich fahren wir wie immer in München los, doch eigentlich beginnt unser Ostsee-Roadtrip in Stettin und damit an der Ostseeküste Polens. Aber immer der Reihe nach.
Nach zahlreichen Vorbereitungen und einer extrem langen Packliste können wir Mitte August endlich zu unserem großen, sommerlichen Roadtrip mit dem geliebten Blazer starten. Leider haben wir nur 19 Tage Zeit und damit auch einen relativ straffen Zeitplan – wollen wir doch rund 5.000km durch sieben Länder zurücklegen.

Die Kinder von Golzow

Da die ersten beiden Tagesetappen voraussichtlich sehr lang werden, haben wir uns entschlossen nicht zu zelten. Stattdessen habe ich für die erste Nacht eine kleine Ferienwohnung in Golzow, nahe Frankfurt/Oder an der polnischen Grenze reserviert (Nummer 2 auf der Karte). Nach sieben Stunden reiner Fahrtzeit erreichen wir das Gasthaus, wo wir entspannt nächtigen und sehr gut verköstigt werden.
Heute quälten wir den Blazer über die Autobahn, um möglichst viele Kilometer zu machen. Doch ab morgen geht es dann endlich auf die kleineren Landstraßen, wo wir uns alle besser aufgehoben fühlen.

Bei einem abendlichen Dorfspaziergang durch Golzow entdecken wir neben fremden Gerüchen auch zufällig das Filmmuseum mit der ständigen Dokumentarfilmausstellung “Wir Kinder von Golzow“. Eine der längsten Dokumentationen weltweit, die das Leben und die Entwicklung von Kindern thematisiert und die Protagonisten über 45 Jahre lang begleitet hat. Ein überaus spannendes Zeitdokument.

Polens unbekannte Ecken – Teil 1

Am nächsten Morgen starten wir bereits gegen 8 Uhr und machen uns auf sehr kleinen Waldsträßchen auf Richtung Lubiszyn (Nummer 3 auf der Karte), dem Geburtsort meines Großvaters. Die Kinder sind begeistert von den vielen Waldstücken und Matschpfützen, die der Blazer natürlich souverän durchquert. Aber auch die massiven Kirchen aus Backstein sind einen Besuch wert. So fällt es uns ziemlich schwer, zügig den Weg nach Stettin einzuschlagen.

Oh wunderliches Stettin

Doch wenn wir heute noch nach Danzig kommen möchten, sollten wir ein wenig Gas geben. Trotzdem wollen wir in der Grenzstadt Stettin (Nummer 4 auf der Karte) zu Mittag essen und einen kleinen Stadtbummel machen.
Wir parken direkt an den berühmten Hakenterrassen am Ufer der Oder und ich bin einigermaßen enttäuscht. Vor der Abreise habe ich noch meiner Großmutter versprechen müssen diese zu besichtigen, da sie es selbst nie dorthin geschafft hat. Sie sollen ja so schön sein, diese Stufen zum Fluss hinunter… Doch als ich nun vor dem imposanten Bauwerk stehe, empfinde ich es als geschmacklos.
Zügig setzen wir unsere Erkundungstour fort und steuern das Herzogschloss, die Residenz der Greifenfürsten, an. Leider haben wir nicht genügend Zeit, die freigegebenen Säle und Ausstellungsräume zu besichtigen. So beschränken wir uns auf einen Rundgang durch die zwei Innenhöfe. Von einem aus erblickt man die Astronomische Uhr, die wie durch ein Wunder im Zweiten Weltkrieg nicht zerstört wurde. So konnte das Kunstwerk aus dem Jahr 1693 wieder restauriert werden.

Zügig suchen wir uns nun ein Restaurant im hübschen Pariser Viertel, da wir alle einen Bärenhunger haben. Leider ist Wochenende und Hochsommer und die Metropole Stettin deshalb sehr gut besucht.
Unsere Mittagspause hat sich dementsprechend in die Länge gezogen und als wir gegen 15 Uhr endlich wieder im Blazer sitzen, wage ich zu bezweifeln, ob wir Danzig heute noch erreichen. Es hat eben auch Nachteile bereits eine Unterkunft im Vorfeld gebucht zu haben.

Polens unbekannte Ecken – Teil 2

Ohne weitere Pause tuckern wir vier Stunden über die Landstraße bis nach Lebork (Nummer 5 auf der Karte), immer entlang der Ostseeküste Polens. Leider bleibt zu wenig Zeit für einen Abstecher direkt ans Meer. Das wird auch das große Manko der Reise bleiben: Zu viele Städte, zu wenig Meer.

Bei Lebork folgen wir einem spontanen Impuls und zweigen auf eine kleinere Straße ab. Natürlich auf der Suche nach einer Abkürzung und etwas mehr Abwechslung. Das sollten wir auch bekommen. Denn es folgt ein abenteuerlicher Abschnitt über kleine Landstraßen durch das Hinterland. Etwas genervt überholt uns die polnische Bevölkerung mit Vollgas. Da in jedem zweiten Garten Feste gefeiert werden, ist anzunehmen, dass die Fahrer auch nicht mehr ganz so nüchtern sein werden. Inzwischen dämmert es und das Fahren mit spärlichem Licht (Oldtimer!) und fehlender Straßenbeleuchtung wird zu einer echten Herausforderung. Dafür haben die Kids wieder ihren Spaß und sind zwischenzeitlich mit der langen Etappe versöhnt.

Als wir gegen 22 Uhr endlich Danzig (Nummer 7 auf der Karte) erreichen, sind wir alle heilfroh und sehr müde. Jetzt freuen wir uns auf die bereits gebuchte, kleine airbnb-Wohnung. Was für ein abwechslungsreicher, spannender, aber auch anstrengender Tag! Über acht Stunden saßen wir heute im Blazer und rund 14 Stunden waren wir insgesamt unterwegs.

Wir verlassen die Ostseeküste Polens

Nach einer kurzen Nacht in Danzig, verlassen wir die schöne Stadt leider viel zu früh und nehmen uns fest vor wieder zu kommen.
Dafür wartet eine landschaftlich äußerst reizvolle Tagesetappe auf uns: Wir cruisen durch Wälder und an kleinen Seen vorbei, immer weiter Richtung Osten. Dieser nördliche Teil Polens, etwas südlich der Grenze zu Kaliningrad ist eine wahre Entdeckung für mich. Hier kann man günstig einen tollen familiengerechten Urlaub verbringen. Am Straßenrand erstehen wir auch leckere Beeren und ein riesiges Glas cremigen Honig.
So zuckeln wir weiter Richtung litauische Grenze bei Ogrodniki (Nummer 9 auf der Karte) und behalten Polen in guter Erinnerung.

Fazit

Vielleicht stand der Besuch Stettins unter keinem guten Stern: Die Stadt war extrem voll mit Touristen und wir hatten kaum Zeit. Zwei Komponenten, die bei mir ein wenig Stress verursachen. Fairerweise sollte ich der angeblich weltoffenen Ostseemetropole noch eine Chance geben.
Danzig hat mich hingegen neugierig auf mehr gemacht und ich setze die Stadt auf meine zukünftige Urlaubsliste.

Doch das eigentlich tolle an unserem Roadtrip durch Polen waren die unbekannten Ecken im Hinterland. Besonders die Gegend zwischen den Grenzen von Kaliningrad, Litauen und Weißrussland. Eine Wälder- und Seenlandschaft, die so riesig ist, dass sich nie zu viele Touristen auf einmal begegnen.

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